Briefe

SAP: Wo sind denn die Alternativen?

05.02.1993

Ihre Kolumne enthaelt einige Formulierungen, die inhaltlich nicht zutreffen:

Die Ernennung unserer 20 Servicepartner (keine Vertriebspartner) ist keine Panikreaktion, sondern aus der Notwendigkeit abgeleitet, die absehbaren R/3-Installationszahlen mit einem adaequaten Serviceangebot zu versehen. Ueberdies laufen die Vorbereitungen fuer dieses Partnerprogramm schon seit zwei Jahren.

Sie interpretieren die Aussage von Dr. Plattner nicht korrekt ("auf solche Sachen wie Funktionalitaet der Bedienerfuehrung und Oberflaechenkomfort habe man nicht auch noch achten koennen"). Dr. Plattner bezog sich damit auf die Hardware-Entwicklung der siebziger und fruehen achtziger Jahre. Seit dem 1. Januar 1991 bietet die SAP fuer R/2 eine CUA-konforme Oberflaeche mit Navigation ueber Transaktionsnamen auf grafikfaehigen Arbeitsplaetzen. Ab September 1992 laesst sich die Navigation in ausgewaehlten Modulen ausschliesslich ueber Actionbar durchfuehren. Mit 5.0.D (voraussichtlich ab Oktober 1993 verfuegbar) wird in R/2 und R/3 die identische CUA-Oberflaeche zur Verfuegung stehen. Somit bietet SAP ihren Kunden die ueberragende Funktionalitaet in Verbindung mit der CUA-konformen Benutzerschnittstelle.

Was mich sehr wundert ist die Tatsache, dass ein so versierter Kenner der Branche wie Sie es vergessen kann, zu erwaehnen, dass nicht nur Oberflaechen wichtig sind, sondern dass nur eine breite und stabile Funktionalitaet den Nutzen einer Software ausmacht. Hier hat die SAP mit R/2 Massstaebe gesetzt.

Sie duerfen getrost davon ausgehen, dass unsere Kunden so qualifiziert sind, dass sie sich nicht 20 Jahre den Fortschritt in der DV durch die SAP blockieren lassen. Wo sind denn die Alternativen, die Sie so gerne sehen wuerden?

Im uebrigen stimmen wir mit Ihnen ueberein, dass die neuesten Hardware- und Software-Entwicklungen uns die Moeglichkeit bieten, den Kunden noch interessantere Systeme anzubieten. Allerdings sehen wir den optimalen Nutzen in einer Kopplung von Mainframe- und Client-Server-Technologie. Das heisst in SAP-Terminologie: ein Modell des kooperativen R/2-R/3-Betriebes.

Dietmar Hopp

SAP Aktiengesellschaft

Anmerkung d. Red.: Der SAP-Vorstand hat gewiss recht, was die Qualifikation der R/2-Kunden anlangt, die zum grossen Teil ja auch IBM-370-Anwender sind. Das haben wir uns in den vergangenen 20 Jahren allerdings auch gefragt: Wo sind die Alternativen?