IBM-Framework ab August für Entwickler kostenlos

San Francisco soll bei IBM neue Software-Ära einläuten

25.07.1997

Schon jetzt gibt es einen Großkunden für das Framework. Die Finanzbehörden aller deutschen Bundesländer haben sich auf San Francisco als Entwicklungsplattform für ihre Applikationen festgelegt. Das Paket mit der Bezeichnung "Fiscus" (für Föderales, integriertes, standardisiertes und computergestütztes Steuersystem) soll bis zum Jahr 2003 fertiggestellt werden. Allerdings sind die Finanzämter eher untypische Kunden, denn San Francisco zielt eigentlich auf den Markt der mittelständischen Softwarehäuser. Insbesondere den notorisch unterkapitalisierten deutschen Entwicklern weist San Francisco einen Weg in eine objektorientierte Zukunft für ihre Geschäftsanwendungen. Da diese Anbieter sich aufwendige Neuentwicklungen oder den Umstieg auf Objekttechniken oft gar nicht leisten können, sind sie gezwungen als Vertriebspartner großer Konkurrenten, etwa der SAP, aufzutreten. San Francisco verspricht hier mehr Selbständigkeit.

Vor allem soll sich der Entwicklungsaufwand für die Mittelständler auf einen Bruchteil des bisherigen senken lassen, weil das Framework bereits bis zu 40 Prozent der Funktionen betriebswirtschaftlicher Software enthält und zudem die rasche Erstellung wiederverwendbarer Komponenten in Java ermöglicht. Als Entwicklungswerkzeuge kommen bislang Borlands "Jbuilder", Symantecs "Visual Café Pro" und Microsofts "J++" in Frage.

Verlockend ist auch, daß die Entwickler San Francisco kostenlos erhalten. Sie müssen erst Runtime-Lizenzen an IBM abführen, wenn sie selbst mit Anwendungen auf Basis des Rahmenwerks Geschäft machen. Daher gibt es bereits 200 Partnerfirmen weltweit.

Technisch beruht San Francisco auf Konzepten des gescheiterten Betriebssystem-Projekts Taligent, die inzwischen aber mit Java neu geschrieben wurden. Eine Java Virtual Machine dient zudem zur Abschirmung von Hardware- und Betriebssystem-Spezifika, so daß das San-Francisco-Framework prinzipiell auf allen Plattformen läuft. Vor allem die weitgehende Unabhängigkeit unterscheidet San Francisco von vergleichbaren Projekten wie etwa "Comunity" von Siemens-Nixdorf, das sich stark an die Objekttechniken von Microsoft anlehnt. Erste kommerzielle Anwendungen sind in zirka 15 Monaten zu erwarten.