Europa und Nordamerika

Samsung will mehr eigene Läden eröffnen

18.02.2014
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
Der südkoreanische Elektronikkonzern Samsung will einem Medienbericht zufolge seine Retail-Präsenz in zwei seiner größten Märkte deutlich ausweiten.

In Europa wolle Samsung unter Druck durch jede Menge günstigere Android-Rivalen und mit der Aussicht auf nachlassendes Wachstum die Zahl seiner bislang 31 eigenen Läden (in Deutschland gibt es bislang erst einen in Frankfurt) verdreifachen, berichtet das "Wall Street Journal" unter Berufung auf Samsung-Manager. In den USA und Kanada will der Konzern im Frühjahr 90 neue "Kiosks" in großen Läden der Elektronikhändler Best Buy und Future Shops aufmachen.

Wie viele Smartphones Samsung genau verkauft, verraten die Südkoreaner nicht. Experten schätzen die Stückzahlen für das vierte Quartal 2013 auf irgendwo zwischen 85 und 87 Millionen, rund ein Drittel des weltweiten Marktes. In den Nordamerika liegt Samsung aber deutlich zurück hinter Apple -laut IDC kam der iPhone-Hersteller im 4Q13 in den USA auf 42 und 44 Prozent Market Share; Samsung lag mit 26 und 27 Prozent deutlich dahinter. In Europa sieht die Sache freilich ganz anders aus; Samsung hat auf dem alten Kontinent mit 39 Prozent die Marktanteilsnase deutlich vorn vor Apple mit seinen 19 Prozent.

Samsung, dass sich in der Vergangenheit hauptsächlich auf Regalplatz in den Läden der Mobilfunk-Netzbetreiber verließ, kopiert Apple nun in mancherlei Hinsicht: Der Hersteller aus Cupertino positioniert sich mit seinen weltweit 420 Retail Stores als Premium-Marke. Er gestaltet und betreibt die Läden selbst. In dem am 28. Dezember abgeschlossenen ersten Fiskalquartal setzte Apple damit 7 Milliarden Dollar um. Jeder einzelne Store kam im Schnitt auf 16,7 Millionen Dollar Umsatz und 21.000 Besucher pro Woche.

Samsung gehören die meisten Samsung-Geschäfte allerdings nicht, und es profitiert auch nicht direkt davon. Die Koreaner überlassen das Management lieber anderen Unternehmen und kontrolliert diese nur daraufhin, dass ein konsistentes Image vorherrscht.

Im vergangenen Dezember warb Samsung den Apple-Manager Tim Gudgel ab, der maßgeblich für die Gestaltung der Apple-Läden mitverantwortlich war. Gudgel, inzwischen Vice President und General Manager of Retail Sales bei Samsung USA, wollte sich gegenüber dem "WSJ" nicht zu den Expansionsplänen äußern.

In Asien pflegt Samsung sein Markenimage schon lange über eigene Läden, allein in Seoul gibt es mehr als 100 davon. Samsung-Läden finden sich außerdem in China, Taiwan und Hong Kong.

In Europa breitete sich Samsung seit 2008 bislang vergleichsweise langsam aus mit Läden unter anderem in London und Frankfurt. Jetzt aber gibt der Konzern deutlich mehr Gas und will in den kommenden Monaten mindestens 75 weitere Geschäfte aufmachen.

"Das ist ein guter Showcase für ihre Produkte und technische Hilfe bekommt man hier auch", freute sich der 69-jährige Hubert Candeliez, der neulich nachmittags als einer von rund einem Dutzend Besuchern durch den Samsung-Laden im Pariser Nobelviertel Madeleine streifte. "Aber kaufen muss man da nichts, das kann man ja auch überall sonst tun", sagt der frühere Textilunternehmer.