IDC-Studie "Der deutsche Workstation-Markt 1990 - 1996":

RISC und Big Blue sind die Gewinner im Workstation-Markt

19.07.1991

KRONBERG (jm) - Der Workstation-Markt in Deutschland wächst kontinuierlich mit satten Steigerungszahlen: Nach einer Studie der IDC Deutschland, Kronberg, betrug bei einem Gesamtumsatz von 1,13 Milliarden Mark der Wertzuwachs gegenüber dem Vorjahr 28 Prozent; in Stückzahlen gemessen, verbuchen CISC- und RISC-Workstations sogar eine 34prozentige Zunahme.

An der Rangordnung im Workstation-Geschäft hat sich laut IDC nichts geändert. Der Anteil der großen drei, HP, DEC und Sun, am CISC und RlSC-Markt von 87 Prozent (1989) hat sich kaum verändert. Einzige Ausnahme: Das Triumvirat hat sich zu einem Quartett ausgewachsen, die IBM konnte sich seit ihrem Markteintritt 1990 mit der RS/6000 fünf Prozent des zu verteilenden Kuchens einverleiben. Hiervon habe Big Blue allerdings nach Aussagen der Kronberger Marktanalysten einen Großteil bei der IBM selbst und bei Software-Entwicklern abgesetzt.

Spitzenreiter - legt man sowohl CISC- als auch RISC- Workstations zugrunde - ist Hewlett-Packard mit 29,7 Prozent Marktanteil. DEC (26,9) und Sun (22,4) folgen, Big Blue ist mit großem Abstand (5) das Schlußlicht der Spitzengruppe. Fazit von Hajo Christ, dem Verfasser der bei den Kronbergern erhältlichen Studie "Der deutsche Markt für Workstations, 1990 - 1996": "Die Großen werden immer größer, und für die kleinen Anbieter wird es immer schwerer, am Markt zu bestehen." Anbieter wie Intergraph und Silicon Graphics würden sich vor allem halten, weil sie Nischenanbieter für Spezialanwendungen seien.

Neben Workstation-Einsteiger IBM machte die IDC-Studie einen weiteren Gewinner aus: RISC-Architekturen. Zwar wollten Intel-President Andy Grove und sein Vice-President David House anläßlich der Präsentation der 486-50-Megahertz-CPU, glauben machen, CISC könne alles, was RISC tatsächlich leistet, für kommendes Jahr sei ferner definitiv mit der 586-CPU zu rechnen, die eine Mixtur aus CISC und RISC darstelle - der Anwender entscheidet trotzdem anders.

1989 gingen noch 78,3 Prozent der insgesamt ausgelieferten 21 366 Workstations auf das Konto ClSC-basierter Systeme. Dem standen 21,7 Prozent mit einer RISC-CPU ausgestattete Workstations gegenüber. Dieses Verhältnis hatte sich im folgenden Jahr zwar noch nicht umgekehrt, die 42,4 Prozent (RISC) gegenüber 57,6 Prozent (CISC) zeigen jedoch, daß die Aufholjagd der Sparc-, Mips-, PA- (Hewlett-Packard) und Power-CPUs (IBM) im vollen Gange ist. Nach IDC-Analyst Christ kann man für das laufende Jahr 1991 mit einem RISC-Anteil von knapp 55 Prozent an insgesamt ausgelieferten Workstations rechnen.

Bei den RISC-Herstellern hat sich die Rangliste ebenfalls nicht geändert: Sun zumindest und die Sparc-kompatiblen Systeme liegen mit einem Anteil von 53,1 Prozent ganz klar an der Spitze. Zu dieser Topposition trugen nach Aussage von Christ auch die Sparc-Clones von Solbourne bei, die über Distributoren vertrieben werden.

Auf immerhin noch 24,9 Prozent der ausgelieferten Systeme 5 kann der Zweitplazierte, Mips Computer, verweisen. Die Clipper-Architektur von Intergraph sowie IBMs Power-CPU und HPs RISC-Workstations folgen.

Ein Standard hat sich offensichtlich durchgesetzt: Ohne Unix bekommt man als Workstation-Hersteller keinen Fuß mehr auf den Boden. Alle Universalanbieter, wie DEC, HP und die IBM, vertreiben ihre RISC-Workstations mit dem Multiuser-Betriebssystem.

Analyst Christ glaubt übrigens, daß der Workstation-Markt mittlerweile die Phase der Preiskämpfe hinter sich gelassen hat. Er sieht nun einen zweiten, möglicherweise wichtigeren Abschnitt für die Industrie: "In Zukunft wird der Markt wohl vor allem geprägt sein von Kooperationen und Allianzen." ACE und die Absichtserklärung zur Kooperation zwischen der IBM, Apple und Motorola seien charakteristisch für diesen Trend.