RFID - viel Zukunft, wenig Gegenwart

24.03.2006
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Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Vor der Metro-Tür stünden bereits 160 weitere Zulieferunternehmen, die sofort mit den Gen-2-Chips einsteigen wollten, beteuert Wolfram. Es ist allerdings ein offenes Geheimnis, dass die Zulieferer von der RFID-Technik weit weniger begeistert sind als die Handelskonzerne. Während Metro-Vorstand Körber dank der RFID-unterstützten Prozesse jährliche Einsparungen in Höhe von 8,5 Millionen Euro erwartet, fällt es den Lieferanten meist schwer, einen Vorteil für sich selbst zu sehen. Die Anforderungen von Handelsgiganten wie Metro oder Wal-Mart erfüllen sie deshalb mehr oder weniger widerwillig. Die Metro setzt dabei eigenen Angaben zufolge weniger auf Druck als auf Überzeugungsarbeit.

Es gibt allerdings auch Zulieferer, bei denen weder das eine noch das andere notwendig ist. Procter & Gamble, Johnson & Johnson, Kimberley-Clark, Kraft Foods, Nestlé und Unilever verfolgen mit ihren RFID-Installationen längst eigene Interessen. Zudem haben mittlerweile auch kleinere Unternehmen erkannt, dass es ihnen wenig einbringt, wenn sie bloß auf die Forderungen ihrer Großkunden reagieren.

Fehler des Mittelstands

"Der Mittelstand macht oft den Fehler, Technik, die von den Großunternehmen an ihn herangetragen wird, isoliert zu betrachten", sagte Alexander Renz, RFID Program Manager bei Microsoft, auf dem ebenfalls in der CeBIT-Halle 6 angesiedelten "RFID Forum". Als leuchtendes Gegenbeispiel stellte er das 1500 Mitarbeiter starke US-Unternehmen Link Snacks Inc. aus Minong, Wisconsin, vor.

Marktentwicklung

Es wird sich noch Einiges tun müssen, wenn die Prognose der Deutsche Bank Research Wirklichkeit werden sollen: Wie die Marktforschungsabteilung des Finanzdienstleisters errechnet hat, wird sich das Volumen des weltweiten RFID-Markts mittelfristig um 57 Prozent pro Jahr ausdehnen: von derzeit etwa zwei Milliarden Euro auf 22 Milliarden Euro im Jahr 2010. Deutlich bescheidener nehmen sich die Schätzungen aus, die das Informationsforum RFID veröffentlicht hat: Mit Berufung auf das Marktforschungs- und Beratungsuunternehmen IDTechEx bezifferte der eingetragene Verein kürzlich den RFID-Umsatz für 2005 mit 1,85 Milliarden Dollar; für 2010 sei ein Marktvolumen von 12,35 Milliarden Dollar zu erwarten.