Reorganisation soll Niederlassung wieder in die Profitzone fuehren. Die Verlustbringende IBM UK wird in 30 Business Units aufgespalten

09.07.1993

LONDON (CW) - Als Teil einer weitreichenden Restrukturierung wird die englische Niederlassung von Big Blue in 30 Business Units (BU) zerlegt. Damit folgen die Briten zwar dem Beispiel anderer europaeischer Niederlassungen, stellen aber weitaus hoehere Anforderungen an die neuen Units.

Den mit IBM-Chef Louis Gerstner abgestimmten Reorganisationsplaenen - Codename "Galaxy" - zufolge sollen die nach Branchen und Produktgruppen gegliederten Business Units ihre Preispolitik und ihre Kostenstrukturen selbst bestimmen koennen. Allerdings werden sie, so berichtet die "Financial Times", gegenueber dem Headquarter ihre Ergebnisse verantworten muessen. Geschaeftsbereiche, die die vereinbarten Ziele nicht erreichen, muessen mit radikalen Restrukturierungsmassnahmen rechnen.

"Leistung, oder es passiert

etwas, dieser Satz verdeutlicht das Verhaeltnis zwischen den Business Units und dem Headquarter", erklaerte Javaid Aziz, IBMs Marketing Manager in England, gegenueber dem Wirtschaftsblatt.

Die europaeischen Produktionsbetriebe sind bereits auf einem aehnlichen Weg. Beispielsweise muss das Diskdrive-Werk im englischen Havant mit Schliessung rechnen, wenn es in diesem Jahr keinen zufriedenstellenden Gewinn ausweisen kann. IBMs Fabrik im schwedischen Jaerfaella firmiert ebenfalls seit dem 1. Juli als Industry Competence Center AB, bleibt aber hundertprozentige Tochter der IBM Svenska AB und wird in erster Linie Entwicklung, Produktion und Marketing fuer die DV-Industrie betreiben. Das neue Unternehmen bietet Dienstleistungen im Einkauf, der Logistik und der Systemintegration an.

In England wird auch offen ueber Entlassungen gesprochen. Allein das englische IBM-Hauptquartier soll bis auf 100 Mitarbeiter abgespeckt werden - im Januar 1991 arbeiteten dort noch 2500 Angestellte. Auch in Marketing und Vertrieb komme es zu weiteren Personalreduktionen. Insgesamt wird IBM UK am Ende dieses Sommers mit 11 000 Mitarbeitern 40 Prozent weniger Angestellte aufweisen als noch 1985.

Die ueberzaehligen IBMer im Hauptquartier sollen entweder in den BUs untergebracht werden oder die Company im Zuge "freiwilligen Ausscheidens" verlassen. Allerdings laufen diese Programme demnaechst aus. Koennen nicht alle 600 noch zur Disposition stehenden Arbeitsplaetze mit dem Einverstaendnis der Betroffenen abgebaut werden, wird IBM UK um Zwangsfreisetzungen nicht herumkommen. Das waeren die ersten regelrechten Entlassungen in Europa.

Aziz erklaerte, der Umfang des Stellenabbaus werde nicht ueber den bereits angekuendigten hinausgehen. Allerdings steht die britische Niederlassung unter dem Druck, die Reduktion zuegig abzuschliessen, berichtet die "Financial Times" weiter.

Der Grund fuer die Massnahmen liegt in den Leistungen der britischen IBM. Im vergangenen Jahr mussten die Briten bei Verkaeufen in Hoehe von 3,75 Milliarden Pfund (9,45 Milliarden Mark) einen Verlust von 616 Millionen Pfund ausweisen.