US-Analysten warnen vor unausgereiftem Produkt-Release:

Remote-Update in DB2 2.2 noch nicht gelöst

23.12.1988

CHICAGO (IDG) - Ausgeliefert wird die Version 2.2 des IBM-Datenbanksystems DB2 voraussichtlich im Herbst kommenden Jahres. Doch bis alle Haken und Ösen des verteilten Datenhaltungskonzepts gerade gebogen sind, werden nach Ansicht von US-Analysten weitere zwei Jahre ins Land gehen. Vor allem hapere es an der Möglichkeit des Remote-Update.

Laut Herstellerangaben wird das DB2-Release-2.2 Großanwendern erlauben, ihre Datenbanken über ihre gesamte Organisation zu verteilen. Die verschiedenen Datenbanksysteme sollen dabei in Echtzeit miteinander kommunizieren können, so daß der Endanwender den Eindruck hat, mit einem einzigen System zu arbeiten. Allerdings wird es nicht möglich sein, entfernte DB2-Systeme zu aktualisieren; diese Funktion bleibt künftigen Releases vorbehalten.

Bevor die Anwender das neue Release online einsetzen können, müssen sie zunächst ein ganzes Lexikon neuer Fachausdrücke lernen. Jede DB2-Installation wird ein individuelles Set von Namenskonventionen nutzen. Ein Data-Dictionary für das gesamte Netz, "Kommunikationsdatenbank" genannt, soll die Anwender und ihre Autorisierungs-Codes verwalten.

Welche Vorteile das verteilte Datenbankkonzept auch immer bringen mag; es könnte sich gleichzeitig negativ auf die Sicherheit und Integrität der DB2-Daten auswirken. Ironie des Schicksals: Viele der Sicherheitsprobleme, mit denen DB2 zu kämpfen hatte, waren gerade erst - in der Version 2.1 - gelöst worden.

Möglicherweise noch mehrere DB2-Releases, so orakeln Marktbeobachter, könnten veröffentlicht werden, ohne daß ein Remote-Update möglich wäre. In der Version 2.2 werde es jedenfalls kein Zwei-Phasen-Commit-Protocol geben und demzufolge auch kein "Handshaking" zwischen den beteiligten Datenbanken vor und nach einer Transaktion.

Es gebe vier oder fünf Punkte bezüglich der Sicherheit im verteilten DB2-System, die IBM sich noch einmal durch den Kopf gehen lassen müsse. Daß der Hersteller vor 1990 oder 1991 damit fertig wird, erwarten die Branchenexperten eigenen Aussagen zufolge nicht.

Konstatiert Michael Hermida, Vice President bei der Knauer Consulting Inc. mit Sitz in New York: "IBM mag das Remote-Update für einige Knoten getestet haben; aber möglicherweise sind nicht alle Probleme in puncto Sicherheit und Synchronisation gelöst." Aber, fährt der Berater fort, die IBM sei vor allem eine Marketing-Organisation, und die habe sich dafür entschieden, die neuen DB2-Features auf den Markt zu bringen, sobald sie verfügbar seien.