Relationen-Modell

10.11.1978

Ganzseitig fragt IBM für das neue System/38 in den bundesdeutschen Blätterwald: "Aber was heißt denn Datenbank-Computer?"

Der Aha-Effekt stellt sich erst nach aufmerksamer Lektüre der Bildtexte ein. Denn: Darin ist von der Maschine selbst so gut wie kaum die Rede.

Rückt der Marktführer von der bewährten Strategie ab, leistungsfähige Hardware mit entsprechend leistungsfähigen Betriebssystemen zu vermarkten? Die Antwort ist eindeutig: Hier wird eine Datenbank mit ein bißchen Computer feilgeboten. Will sagen: Das Software-Produkt "System /38-Datenbank" steht im Vordergrund, nicht das System /38 als /3-Nachfolger.

So deutlich wurde die Anhängsel-Rolle der Hardware bei IBM noch nie vorgeführt.

Nun haben das ganz Schlaue schon immer gewußt: Die Meute der "Steckerkompatiblen" (Amdahl, Itel etc.) im Nacken, bliebe IBM letztlich gar nichts anderes übrig, als die Software total zu entbündeln.

Demnach wäre die ganze Datenbank-Lobhudelei lediglich ein geschicktes Ablenkungs-Manöver?

Umsatz aus Lizenzprogrammen als Kompensation für die sinkenden Hardwarepreise?

Vieles spricht eher dafür, daß IBM den Hardware-Preisverfall auch durch eine Verteuerung der Software - und darauf läuft die Lizensierung hinaus - nicht auffangen kann. Da muß schon ein verstecktes Kalkül im Spiele sein.

Ist es wohl auch. Man lese nur, was System/3-Aufsteigern offeriert wird: Sie könnten ihre gewohnte Datei-Organisation auf dem System /38 weiterfahren. Der Dreh: Die Relationen-Datenbank tut so, als sei sie eine Datei. Das geht natürlich nur mit einem gehörigen Verwaltungs-Overhead.

Merke: Es wird wieder gleich viel Hardware benötigt wie vorher.