ReiserFS nicht mehr Suses Standard-File-System

16.10.2006
Die Ursache soll nicht die Verhaftung des unter Mordverdacht stehenden File-System-Erfinders Hans Reiser sein.
Das bisher für Linux so wichtige Journaling File-System ReiserFS sieht seinem Logo entsprechend stürmischen Zeiten entgegen.
Das bisher für Linux so wichtige Journaling File-System ReiserFS sieht seinem Logo entsprechend stürmischen Zeiten entgegen.

Novell löst "ReiserFS" als das Default-File-System für die Server- und Desktop-Varianten seiner Linux-Distributionen durch "ext3" ab. Als Grund nannte ein Firmensprecher "Wünsche unserer Kunden". Man werde allerdings "weiterhin ReiserFS unterstützen und Version 3 des Dateisystems verbessern". Zumindest der letzte Teil dieses Versprechens ist nicht gerade glaubwürdig; denn es hat seit einiger Zeit außer Bug-Fixes keine wirklichen Verbesserungen am bisher mit Suse-Linux gelieferten ReiserFS 3 mehr gegeben.

Dies hat kürzlich Jeff Mahoney von den Suse Labs in einem Posting beklagt. Er kritisierte, Hans Reiser, der Initiator des Journaling File-Systems, setze seit einiger Zeit nur noch auf dessen Version 4, die allerdings völlig neue Techniken mit sich bringt, nur bedingt abwärtskompatibel und noch sehr fehlerhaft ist. Reiser habe die Version 3 auf den Status "Maintenance" gesetzt und sich außer Bug-Fixes jeder Einführung neuer Eigenschaften in dieses Release vehement widersetzt.

Mahoney bemängelte ferner, das ReiserFS habe "ernste Skalierbarkeitsprobleme" und "ernste Perfomance-Probleme". Außerdem sei die Entwickler-Community um das Produkt zu klein und schrumpfe weiter. Sie umfasste, von Mahoney und Reisers gelegentlichen Eingriffen abgesehen nur noch zwei Personen, von denen einer inzwischen im Unfrieden mit Reiser zu Oracle gegangen ist. Eine Aussage von Novell-Mitarbeiter Mahoney liest sich wie eine Vorhersage: "Die Lösung zur Ersetzung eines alternden File-Systems besteht nicht darin, zu einem unerprobten zu wechseln, sondern zu einem erprobten mit einem klaren Upgrade-Pfad. Dieses System ist ext3."

Bei ext3 sei eine klare Roadmap gegeben und Abwärtskompatibilität gewährleistet. Das File-System sei vielleicht nicht so gut wie ReiserFS 3, habe aber die größere Community, weshalb es eigentlich nur eine Frage der Zeit sei, wann es das stagnierende Reiser-System überholen werde. Ohne solch deutliche Formulierungen zu gebrauchen hat sich Red Hat schon vor Novell auf ext als Standarddateisystem festgelegt.