Punkt-zu-Punkt hat ausgedient

15.10.2002
Von Kirsten Buffo

Für den serviceorientierten Ansatz spricht auch die Möglichkeit, durch die Wiederverwendung von IT-Assets einen Investitionsschutz zu erreichen. Softwarelösungen waren bislang oft zu stark miteinander verwoben und nicht wiederverwendbar angelegt. Insbesondere die Integration, also der Zugriff auf die Business-Logik, konnte nicht weiter genutzt werden. Eine weitere Verwertung musste somit ausschließlich auf einzelne Softwarekomponenten angewendet werden. Zusätzlich wurden Komponenten, Modelle und Frameworks selber entwickelt, die ebenfalls nicht wiederzuverwenden waren. Auf der anderen Seite sollten die IT-Systeme inklusive Legacy-Applikationen auch im Internet-Zeitalter mit seinen Realtime-Anforderungen nutzbar sein. In Bezug auf die Adaptern zu solchen Backends ist deshalb ein Ansatz notwendig, der einen Investitionsschutz sicherstellt. Dies wird insbesondere dann gewährleistet, wenn Adaptern für spezielle Punkt-zu-Punkt-Verbindungen nicht produktbezogen ausgelegt sind,

sondern das jeweilige System in einen Servicebus integrieren, der standardbasiert und deshalb immer wieder-verwendbar ist. Dieser Servicebus übernimmt die vier Aufgaben Anbindung (connect), Umwandlung (transform), Instrumentierung (orchestrate) und Management (manage).

Ein weiterer Vorteil der Serviceorientierung gegenüber einem Integration-Broker ist die Wahlfreiheit, wenn es um die Herangehensweise der Integration geht. Diese kann, vor allem im Bereich E-Commerce, entweder programmatisch oder von Geschäftsprozessen bestimmt sein. Während der prozessorientierte Ansatz von der Business-Seite her die technischen Grundlagen zu beeinflussen versucht (Top down), versucht der programmatische die geschäftlichen Anforderungen durch Systematik in der Technik abzubilden (Bottom up). Bei beiden Ansätzen werden unterschiedliche Kriterien an eine Integration herangetragen.

Die IT-Infrastruktur sollte deshalb in der Lage sein, beiden Wegen eine einheitliche Grundlage zu bieten, was nur durch Serviceorientierung mit einer Service-Bus-Architektur gegeben ist. Sie gewährleistet eine wiederverwendbare „End-to-Anywhere“-Kopplung. Integration-Broker-Anbieter mit proprietären Adaptern etwa zu Mainframes (Punkt-zu-Punkt-Verbindung) können dagegen nur den prozessorientierten Ansatz optimal unterstützen. Viele Unternehmen aus der Finanz- und Versicherungswirtschaft betreiben große Mainframe-Systeme, die oft 80 Prozent der Business-Logik beinhalten. Eine per Adapter oft nur unzureichend gelöste Integration solcher Mission-Critical-Anwendungen kann über offene Servicestandards wie Corba oder Web-Services für beide Zielsetzungen optimal gelöst werden.