RS6000-Modelle jetzt im Bull-Angebot

Proprietäre GCOS-Basis wird ausgebaut und weiter gepflegt

24.04.1992

PARIS (jm) - Zwei Monate nach dem überraschenden Schulterschluß zwischen der IBM und Bull kündigten die Franzosen eine aus drei Linien bestehende RISC-Rechnerpalette auf Basis der RS/6000-Workstations an. Außerdem erweiterte die Groupe Bull ihr Angebot an proprietären GCOS-7- und -8-Systemen.

Wie sich die Aussagen gleichen: Bemüht, die Existenz ihrer proprietären GCOS-Rechner auch für die Zukunft zu rechtfertigen, weist Bull den DPS-Systemen jetzt in lupenreiner IBM-Terminologie die Aufgabe als Server zu. Alle neuen Modelle der Produktfamilien DPS 7000 und 9000 basieren auf der CMOS/VLSI-Technologie. Das luftgekühlte Einstiegsmodell in die GCOS-8-Welt - DPS/9000-500 - stellt eine Prozessoreigenentwicklung von Bull dar. Die bereits eingeführten High-end-Rechner 800 der DPS/9000-Linie bestückt bekanntlich NEC mit CPUs.

Vor der Presse äußerte Michel Bloch, Präsident des Bull-Bereichs Systems and Products, die DPS-7000- und -9000-Rechner seien besonders auf Transaktionsverarbeitung und auf die Verwaltung großer Datenbestände getrimmt. Er ließ keinen Zweifel daran, daß Bull auch in Zukunft die GCOS-Großrechner weiter ausbauen und pflegen werde.

An der unteren Leistungsskala des Bull-Rechnerangebots hat sich durch die Zusammenarbeit mit der IBM nun eine gravierende Veränderung ergeben: Der DPX/2-Rechnerlinie stellte Bull erwartungsgemäß mit den IBM-RS/6000-Workstations die aus acht Modellen bestehende DPX/20-RISC-Linie zur Seite. Die RISC-Workstations sollen unter anderem laut Bull-Chef Francis Lorentz als "spezialisierte Server" dienen.

Die Frage, wie denn potentielle Kunden das RISC-Angebot von IBM und Bull in Zukunft auseinanderdividieren sollen, konnte Bloch nur mit denn Hinweis beantworten, neben der Hardware seien auch zusätzliche Leistungen wie Service und Support wichtig.

Die DPX/2- und DPX/20-Rechnerlinien sollen sich nach den Vorstellungen der Bull-Manager ergänzen. Es gilt jedoch zu bedenken, daß es sich bei den DPX/2-Computern um Systeme handelt, die auf der Motorola-CISC-Architektur (68030/68040) basieren. In einer Absichtserklärung äußerte Bull den Willen, für die DPX/2-Basis vorhandene Lösungen auf die neue Architekturplattform zu portieren. Dies werde nach Aussagen von Steve Bagby, Vice-President der Bull-Unix-Abteilung, bis etwa Ende 1993 realisiert sein.

Das bei der Mehrprozessor-Implementation für die DPX/2-Rechner gesammelte Know-how soll in die gemeinsamen Designanstrengungen von Big Blue und Bull für ein Multi-CPU-System unter Verwendung des IBM-Power-RISC-Chips eingehen.

Die Bull-RISC-Rechner arbeiten prinzipiell unter dem AIX-Betriebssystem, sind aber nach Aussagen von Bull-Manager Peter Macnamara um Funktionen erweitert, die die Kommunikation mit der bestehenden Bull-Peripherie ermöglichen.

Zudem präsentierte Bull ein 200-GB-Plattensystem sowie ein Bandspeicherkassetten-Subsystem.