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Pocket PC 2002: Die neue Wintel-Allianz

26.09.2001
Frischer Wind im PDA-Markt: Nachdem Microsoft mit seiner Pocket-PC-Plattform überraschend erfolgreich ist, schieben die Redmonder mit "Pocket PC 2002" ...

Von CW-Redakteur Wolfgang Miedl

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Frischer Wind im PDA-Markt: Nachdem Microsoft mit seiner Pocket-PC-Plattform überraschend erfolgreich ist, schieben die Redmonder mit "Pocket PC 2002" nun eine neue Version des Betriebssystems nach. Auch eine Reihe von Hardwareherstellern trumpft zeitgleich mit neuen Handhelds auf.

Der Erfolg des "iPaq" von Compaq hat die Branche offenbar wachgerüttelt. Nach der langen Durststrecke bis zur Version 2.11 hatte man den Markt bereits für tot erklärt, viele Firmen, darunter Philips und Sharp, zogen sich nach verlustreichen PDA-Abenteuern wieder zurück. Mit Windows CE 3.0 alias "Pocket PC" versprach die Gates-Company Anfang letzten Jahres, alles besser zu machen. Anfänglich mochten sich allerdings nur Casio, Hewlett-Packard und Compaq auf das Abenteuer einlassen, einen weiteren Anlauf im von Palm dominierten Markt zu versuchen.

Der iPaq bekommt Konkurrenz

Der Mut zum Risiko hat sich ausgezahlt - vor allem für Compaq. Auf Grund seiner innovativen Technik konnte der iPaq seine biederen Konkurrenten weit hinter sich lassen und schaffte es sogar, Palm nach Umsatzzahlen zu überholen. Besonders in Unternehmen kommen die Pocket PCs - so der offizielle Microsoft-Name für CE-3.0-gestützte PDAs - gut an. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Entwicklung von Anwendungen mit Microsofts Tools sehr einfach ist.

Die Vormachtstellung der Texaner dürfte den Mitstreitern seit längerem ein Dorn im Auge sein, deshalb haben einige Hersteller ambitionierte Geräte entwickelt, die dem Platzhirsch Compaq Marktanteile streitig machen sollen. Wenn Microsoft am 4. Oktober sein Pocket PC 2002 präsentiert, werden neben Compaq auch HP, Casio und Toshiba ihre neuen Geräte vorstellen. Für den iPaq könnte es tatsächlich eng werden, da nun auch die anderen Anbieter vergleichbare und teils besser ausgestattete Handhelds vorweisen können.

Prozessorbasis vereinheitlicht

Auffallendstes Merkmal aller neuen Windows-PDAs im Handflächenformat ist die gemeinsame Prozessorplattform "StrongARM" mit aktuell 206 Megahertz. Microsoft setzt mit dem neuen System nun ausschließlich auf diese CPU, die derzeit überwiegend von Intel produziert wird. Bisher kamen auch noch Mips- und SH3-Chips (Hitachi) zum Einsatz, wobei das baukastenartig konzipierte Windows CE darüber hinaus sogar noch eine Reihe weiterer Architekturen bis hin zu x86 unterstützt.

Sowohl für Anwender als auch Hersteller hat diese Vereinheitlichung Vorteile. Für PDA-Nutzer, die sich Software kaufen oder aus dem Internet laden, entfällt die lästige Suche nach der speziellen Version für ihre CPU. Entwickler müssen nun nicht mehr verschiedene Varianten kompilieren, was weniger Tests und Fehlersuche bedeutet. Auch Microsoft dürfte sich über weniger Arbeit freuen, weil man sich nun auf einen Compiler konzentrieren kann. Vor allem mit der Mips-Variante, die von einem Drittanbieter kam, waren die Redmonder unzufrieden, weil sie langsamen und überladenen Code produzierte.

Bleibt nur zu hoffen, dass aus dieser Entwicklung keine Monokultur entsteht, wie sie bei den PCs mit der Allianz Microsoft/Intel (Wintel) existiert. Auch Palm wird ab nächstem Jahr von Motorolas "Dragonball" auf StrongARM umsteigen. Immerhin ist Intel in diesem Segment nur Lizenznehmer der ARM-Architektur, so dass auch andere Chiphersteller in Zukunft eigene ARM-Varianten anbieten werden.

Anleihen bei Windows XP

Für Microsoft stellt das Update auf Pocket PC 2002 lediglich eine Überarbeitung auf der Basis von CE 3.0 dar, die vor allem durch optische Neuerungen ins Auge sticht. Das Layout ähnelt dem von Windows XP, die Benutzer können nun mit Skins auch individuelle Änderungen von Farben und Hintergrundbildern vornehmen. Zwei neue Eingabemethoden sind hinzugekommen. Die Handschrifterkennung "Transscriber" war bereits bisher als Download erhältlich und ist nun fest installiert. Umsteigern aus dem Palm-Lager will man die Plattform offenbar mit einer Zeichenerkennung à la Graffiti schmackhaft machen. Die Aufrüstung schlägt sich auch im Speicherbedarf nieder. Begnügte sich Pocket PC bisher mit 16 MB ROM und einem Minimum von 16 MB Arbeitsspeicher, so setzt das neue Mini-Windows nun 32 MB ROM voraus und braucht zum Arbeiten mindestens 32 MB RAM.

Der Erfolg von Pocket PC beruht vor allem auf der großen Nachfrage in Unternehmen. Dem tragen die Redmonder mit einigen besonderen Funktionen im Connectivity-Bereich Rechnung. Mit Hilfe des nun integrierten CIFS-Clients kann nun beispielsweise der Datei-Explorer auf freigegebene Netzwerkordner zugreifen, sofern eine Netzverbindung besteht. Neben dem gesicherten Zugang zu Unternehmensdaten via VPN können Administratoren mit dem Terminal-Service-Client Windows NT/2000/XP-Rechner fernsteuern.

Während die Palm-Fraktion noch auf den überfälligen und für Anfang 2002 angekündigten Plattformwechsel wartet, könnte Pocket PC 2002 mit den neuen Geräten weiter Marktanteile gewinnen. Allerdings stoßen Compaq, HP und Konsorten nun auch in gehobene Preisregionen vor. Falls der Markt nicht insgesamt deutlich wächst, wird sich Compaq die derzeit satten Gewinne mit mehreren ebenbürtigen Konkurrenten teilen müssen.

Wir geben den Beitrag an dieser Stelle nur auszugsweise wieder. Den vollständigen Text finden Sie in der COMPUTERWOCHE Nr. 39 vom 28. September.