Halbleitermarkt als regulierender Faktor:

PC-Preise bleiben vorerst noch stabil

12.08.1988

FRAMINGHAM (IDG) - Die Zeiten, in denen sich die PC-Preise mit rasender Geschwindigkeit nach unten bewegten, scheinen fürs erste vorbei zu sein. Vor allem Low-End-Maschinen kosten heute noch fast so viel wie vor einem Jahr.

Der Durchschnittspreis für Personal Computer ist sogar gestiegen - hauptsächlich weil der Trend zu leistungsfähigeren Maschinen geht. Höhere Preise bedeuten aber, daß DV-Manager die Geräte nicht mehr so ohne weiteres zur Beschaffung freigeben. Es wird wieder intensiver geprüft, ob die geplante Anwendung den Kaufpreis rechtfertigt.

Vor allem bei den namenlosen Nachbauten aus Fernost hat ein Ende des Preisverfalls eingesetzt. Viele, allerdings nicht nur fernöstliche Anbieter, versuchen, sich ein Markenimage aufzubauen, um fettere Margen durchzusetzen. Die Verlagerung der Nachfrage hin zu leistungsfähigeren Systemen hat nach Ansicht von Marktbeobachtern dazu geführt, daß die Low-End-Bauelemente in geringeren Stückzahlen gefertigt werden. Dies hat bereits bei den Halbleiterherstellern eine Stabilisierung, in manchen Fällen sogar eine Erhöhung der Preise nach sich gezogen.

Auch der Markt für Gebrauchtcomputer, der als Barometer für den Gesamtmarkt betrachtet wird, zeigt sich stabil wie selten. Für einen gebrauchten IBM-PC mit zwei Floppylaufwerken sind schon seit einem Jahr nahezu konstant etwa 500 bis 600 Dollar anzulegen.

Ähnliches gilt für die leistungsfähigeren, mit den Prozessoren 80286 und 80386 bestückten Maschinen. Während hier die Preise für solche Maschinen noch nachgeben, die entweder auf älteren Konstruktionen beruhen oder innerhalb dieser Klasse zum unteren Segment zählen, ziehen die Preise für neue, schnelle Modelle bei einigen Anbietern eher an. Besonders Geräte mit großzügig ausgebautem Arbeitsspeicher können sich auch am Gebrauchtgerätemarkt gut behaupten.

Aber daß diese Preise heute stabil sind, muß nicht bedeuten, daß das auch morgen noch gilt. Analysten nennen das Ende der Speicherchipknappheit und die Einführung von Intels Billigprozessor 386SX als Faktoren, die die Preise mittelfristig wieder nach unten drücken könnten. Der 386SX werde, so die Fachleute, ohnehin eine Art Dominoeffekt bewirken: Billigere 32-Bit-Maschinen werden die Preise für die AT-kompatiblen 80286-Rechner ins Wanken bringen.

Dies wird dann seinerseits die Hersteller von XT-kompatiblen Rechnern auf 8088-Basis zwingen, ihre Preise zu senken. Den Zeitpunkt für die nächste Runde in diesem Preiskarussell haben die Experten auch schon ausgemacht: den Spätherbst diesen Jahres.