Business ByDesign

Partner wollen SAPs Cloud-ERP die Treue halten

30.10.2013
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Die meisten SAP-Partner wollen den Weg der Walldorfer offenbar mitgehen, was die weitere Entwicklung der Cloud-ERP-Suite betrifft - obwohl der Bau der SAP-HANA-Cloud-Plattform sowie der damit verbundene Umstieg noch mit etlichen Unsicherheiten und Risiken behaftet scheint.

"Wir begrüßen den Transformationsprozess", stellte Henrik Hausen, Vorstand der Alpha Business Solutions AG und Interims-Sprecher der SAP-Partner für Business ByDesign, klar. Mit diesem Statement wollen die Partner dem Softwarekonzern offenbar den Rücken stärken, nachdem es in den zurückliegenden Wochen etliche Turbulenzen und Unruhe rund um die Zukunft von SAPs ERP-Suite für die Cloud gegeben hat.

Foto: WavebreakMediaMicro, Fotolia.com

Die Wirtschaftswoche hatte berichtet, der Softwarekonzern wolle die Entwicklung von ByD einstellen. Das Blatt bezeichnete die Cloud-ERP-Suite als größten Flop in der Firmengeschichte SAPs. Zwar dementierte das SAP-Management umgehend sämtliche Spekulationen über ein mögliches Aus von ByD und relativierte die Gerüchte dahingehend, dass lediglich die Entwicklungsprioritäten neu geordnet würden. So soll der Fokus zunächst darauf liegen, mit der SAP-HANA-Cloud-Plattform einen gemeinsamen Unterbau für sämtliche Cloud-Lösungen zu schaffen, erst danach soll es mit funktionalen Entwicklungen weitergehen.

Aber alle Beteuerungen, an ByD festhalten zu wollen, konnten nicht verhindern, dass die Diskussionen weitergingen. Doch nun eilen die Partner ihrem Softwarehersteller zu Hilfe. "SAP Business ByDesign wird von der neuesten Technologie profitieren", ist Hausen überzeugt. "Dies wird die Lösung noch performanter und stabiler machen, was den Nutzen für die Kunden nochmals erhöht." Ob dies die einhellige Meinung der rund 40 SAP-Partner für ByD in Deutschland widerspiegelt, ist indes zweifelhaft. In der offiziellen Mitteilung der Partner heißt es jedenfalls, die "meisten" der in Deutschland zertifizierten Partner begrüßten die technischen Neuerungen. Am Ende der Presseverlautbarung stehen die Namen von 14 Partnerunternehmen.

Unruhe ist unbegründet

Zumindest einige der SAP-Partner scheinen damit zuversichtlich, was die Zukunft von ByD betrifft. "Die SAP hat eine neue Technologie und will diese künftig auch bei allen Cloud-Lösungen einsetzen", kommentiert Inge Kipping, Geschäftsführerin der Anthesis GmbH, die jüngsten Entwicklungen. "Insofern ist es nur logisch, auch SAP Business ByDesign auf die neue Plattform zu ziehen." Die aufkommende Unruhe darüber, dass die Lösung nicht mehr weiterentwickelt werde, sei daher unbegründet. "Die neue Technologie wird der SAP, den SAP-Cloud-Partnern und den SAP-Cloud-Anwendern Vorteile bringen", ergänzt Uwe Kammann, Business Unit Leiter SAP Cloud Solutions der All for One Steeb AG. Er gehe davon aus, dass die Standardisierung der technologischen Plattform sich insbesondere auf die Performance und die Stabilität der Cloud-Lösungen positiv auswirke und Betriebskosten für den Cloud-Betrieb deutlich senken werde.

Hausen verweist außerdem darauf, dass ByD durchaus weiter gepflegt werde. Die nächsten Releases 13.11 und 14.02 würden wie angekündigt ausgeliefert. Auch darüber hinaus werde es weitere Entwicklungen geben. Der SAP-Partner spricht in diesem Zusammenhang von "Hot Fixes", die im laufenden Betrieb eingespielt würden. Diese würden die bis dato bekannten "Feature Packs" ablösen, deren Einspielen für die Anwenderunternehmen immer mit einem gewissen Aufwand verbunden gewesen sei. Neben den Anwendern würden auch die Partner selbst von der neuen Plattform profitieren, erklärt Wolfgang Kröner aus der Geschäftsleitung der SAP OnDemand Solutions der itelligence AG. Künftig gebe es eine einheitliche Entwicklungsplattform für die SAP-Cloud. Mit diesem einheitlichen Standard werde sich die Entwicklung von eigenen Cloud-Lösungen und Addons vereinfachen.

Umstieg mit Fragezeichen

Bis dahin sei es jedoch noch ein weiter Weg, räumt Kröner ein. Um den zu meistern, müsse in erster Linie ein reibungsloser Übergang für die Kunden gewährleistet sein. Diese sollen sich schließlich nicht um Technik kümmern müssen, gibt der itelligence-Manager als Maßgabe vor. Ob dies gelingt, scheint indes längst nicht ausgemacht. Man werde darüber sprechen müssen, inwieweit sich Entwicklungen rund um ByD, die auf der alten Plattform gebaut wurden, in die neue HANA-Welt übernehmen lassen, räumt Hausen ein. Dies müsse zunächst geprüft werden. Kröner äußert sich zwar zuversichtlich, dass sich ein Großteil der bisher geleisteten Arbeit auf HANA weiter verwenden lasse und sich der Aufwand in Grenzen halten werde. Gleichzeitig warnt er jedoch: "Es wird sicher nicht alles locker flockig laufen."

Überhaupt scheinen auch die Partner derzeit noch nicht zu wissen, wie die neue Plattform und der Umstieg genau aussehen werden. Für die weiteren Planungen sei wichtig, bald eine Roadmap von SAP zu erhalten, wünscht sich Hausen. Die Partner hoffen, dass der Softwarekonzern ein Planungskonzept für die anstehende Transformation vorlegt. Das betrifft in der Konsequenz auch die Partner selbst. Diese müssen nun zusehen, in ihrer Organisation das notwendige HANA-Plattform-Knowhow aufzubauen.

Zweifel an der Zukunft von ByD wollen die Partner trotz aller Unsicherheiten nicht aufkommen lassen. Es sei sicher komplex gewesen, ein ERP-System in der Cloud abzubilden, sagt Hausen. Dabei habe SAP einen intensiven Lernprozess durchlaufen müssen. Der erfolgreiche laufende Betrieb zeige jedoch dass dahinter ein tragfähiges Modell steckt. "Es gibt einen Markt dafür." ByD sei sicher kein Rohrkrepierer, wie das System in der Vergangenheit oftmals bezeichnet worden sei. (mhr)