Briten gewinnen Technologie-Ausschreibung

OSF spezifiziert die Technik für Hardware-unabhängige Software

14.06.1991

MÜNCHEN (CW) - Wenn es nach den Vorstellungen der Open Software Foundation (OSF) geht, dann wird es bald Hardware-unabhängige Open-Systems-Applikationen von der Stange geben.

Zu diesem Zweck hat die Organisation bereits vor zwei Jahren eine Technologie-Ausschreibung veranstaltet, aus der jetzt die DV-Forscher des britischen Verteidigungsministeriums als Sieger hervorgingen.

Der Vorschlag der Briten bildet den Kern für den Zwischen-Compiler des OSF-Konzepts eines "Architecture-Neutral Distribution Format" (ANDF). Die damit kompilierten Anwendungen sollen unabhängig von der benutzten Hardware einsetzbar sein. Die Unterschiede: ANDF-Anwendungen müssen bei der Installation auf dem jeweiligen Rechner ein zweites Mal kompiliert werden; dafür sind sie allerdings nicht auf ein Betriebssystem beschränkt.

Für die Entwickler hat das von der OSF angestrebte Produkt den Vorteil, daß sie nur eine Version ihres Programmes erstellen müssen. Der ausgewählte Compiler unterstützt sie bei der Arbeit mit den Sprachen C, C + + , Cobol und Fortran.

Bereits die erste Ausgabe des künftigen OSF-Produkts soll die Programmiersprache C nach dem ANSI-Standard, die Posix-Schnittstellen und die XPG3-Richtlinien von X/Open unterstützen.

Als Referenz-Architekturen sind VAX- und Mips-Rechner von Digital Equipment vorgesehen, die unter dem Unix-Derivat Ultrix laufen, sowie 386er PCs unter dem Unix-Betriebssystem der Santa Cruz Operation.

Erste Produkt-Snapshots sollen noch Ende dieses Jahres an OSF-Mitglieder ausgeliefert werden. Zu den Unternehmen, die sich an der Weiterentwicklung der Snapshots zu einem marktreifen Produkt beteiligen wollen, gehören IBM, Siemens-Nixdorf, Bull und die Mitglieder der 88-Open-Gruppe.