Reif für den Unternehmenseinsatz

Open Source - nicht nur für die Großen

25.09.2002

Gerade Microsoft sorgte mit der neuen „Software Assurance“, die seit dem 31. Juli gültig ist, für Unmut: Kunden sollen die Software von Microsoft nun per Abonnement oder zur Miete beziehen. Ansonsten verlieren die Lizenznehmer den Anspruch auf preisgünstige Updates. Ob die Microsoft-Lizenzpolitik Linux im Desktop-Bereich mehr Auftrieb gibt, bleibt abzuwarten. Viele Unternehmen zögern noch, da sie Inkompatibilitäten und unkalkulierbare Umstellungsschwierigkeiten befürchten.

Zumindest in Teilbereichen lässt sich der Wechsel bei Desktop-System aber recht einfach vollziehen. Der mittelständische Versicherungsvertrieb Henkel KG, Generalagentur der Nürnberger Versicherung, setzt zum Beispiel auf Linux und ein freies Office-Paket: Auf knapp 110 Desktop-Rechnern läuft ein maßgeschneidertes Linux vom Distributor Red Hat. Das Unternehmen verwendet herkömmliche Desktop-Systeme im Büro als Thin Clients.

Pentium-II-Rechner reichen aus

Da Linux sparsam mit den Rechnerressourcen umgeht und bei Thin-Client- Landschaften die Server die Hauptlast tragen, kann Henkel auf günstige Desktop- Systeme zurückgreifen: Ein System mit mehr als 128 MByte und einen Pentium- II-Prozessor mit 233 MHz ist für den Büroalltag nicht nötig. Statt dem teuren Microsoft Office läuft auf den Computern die bis vor kurzem kostenlose Software Star Office von Sun Microsystems. Laut Jörg Schwab, Mitarbeiter der IT-Abteilung des Unternehmens, bereitet der Dokumentenaustausch zwischen Star Office und Microsoft Office keine Probleme. Nur bei komplexen Makros kommen die Im-/Export-Filter mit Microsoft-Dateien nicht zurecht - dann ist Handarbeit angesagt.

 

 

 

 

 

 

Schwab ist von der Praxistauglichkeit von Open-Source-Lösungen überzeugt: Die Software sei stabiler, lasse sich besser auf die eigenen Bedürfnisse maßschneidern und ist obendrein kostenlos. Allerdings, so Schwab, bedeutet kostenlose Software nicht, dass keine Kosten auftreten: Bei der Migration, Implementierung und beim Support sieht er nicht viel Einsparpotenzial gegenüber kommerzieller Software. Wer schnell und möglichst reibungslos in seinem Unternehmen freie Softwarelösungen einführen will, brauche wie bei kommerziellen Lösungen das Know-how eines externen Dienstleisters. Das Gleiche gelte auch für den Support: Dank der Stabilität der Software benötige man zwar selten externen Support, aber wenn das Firmennetz ausfällt, muss umgehend professionelle Hilfe greifbar sein. (js)

* Oliver Jendro ist freier Journalist in Hamburg.