Office 2.0: Online-Anwendungen statt Desktop-Schwergewichte

21.02.2007
Von Stephan Lamprecht

Tabellenkalkulationen

Die Auswahl an Tabellenkalkulationen, die sich online nutzen lassen, ist deutlich überschaubarer, was auch an der Komplexität der Programmieraufgabe liegen mag. Nutzer sollten über gute englische Sprachkenntnisse verfügen, da nicht nur Menüs, sondern auch die Formeln selbst verstanden werden wollen. Durchaus beachtlich ist der Umfang, den Google und Zoho offerieren. Kaufmännische und einfachere statistische Berechnungen lassen sich damit bereits zufrieden stellend lösen. Während "Editgrid" und Zoho sich stark an Excel orientieren, ist es Google gelungen, eine eigene Benutzerführung zu entwickeln.

Europäische oder gar deutschsprachige Kundschaft haben die Betreiber allesamt (noch?) nicht im Auge. Eine Umstellung von Dollar auf Euro fehlt üblicherweise genauso wie die des Dezimaltrennzeichens von Punkt auf Komma. Bereits angelegte Kalkulationen werden in der Regel in den Formaten Excel, OpenOffice und CSV verstanden und können auch so ausgeben werden. Editgrid versteht darüber hinaus auch noch Lotus 1-2-3 und das Gnumeric-Format.

Präsentationsgrafiken

Zum Office-Alltag gehört heute auch das Arbeiten an Präsentationen. Microsoft hat mit den grafischen Fähigkeiten von Powerpoint hier die Messlatte für die Konkurrenz hoch gelegt. Vielleicht liegt es genau daran, dass sich nur wenige Anbieter trauen, ein Präsentationsprogramm online zur Verfügung zu stellen. Manche Lösungen wirken derzeit noch eher wie Studien, zum produktiven Arbeiten eignen sie sich kaum. Das schlichte und schnell arbeitende "Empressr", das leider keine deutschen Umlaute versteht, gehört dazu.

Einen recht professionellen Eindruck hinterlässt hier erneut Zoho mit seinem "Zoho Show". Auch "Thumbstacks" erzielt recht brauchbare Ergebnisse. Als reines Online-Werkzeug entworfen, ermöglicht es die einfache Integration von Fotos aus dem Dienst "Flickr" importieren und "Google Maps". Die zur Verfügung stehenden Effekte sind dagegen bei allen Plattformen noch überschaubar. Präsentationen im Powerpoint-Format können üblicherweise fehlerlos, im OpenOffice-Format nahezu fehlerlos übernommen werden. Allerdings geraten die Online-Tools häufig durch die Dateigrößen der Folien in Bedrängnis. Das Importieren umfangreicher Dateien scheitert meist an einer Zeitüberschreitung. Im Vergleich zu Powerpoint oder Impress sind auch die Gestaltungsmöglichkeiten nur als rudimentär zu bezeichnen. Wer sich auf einfache Aufzählungen und hier und da mal auf eine eingefügte Grafik beschränken kann, erzielt aber recht schnell gute Ergebnisse.

Unternehmenshandbücher, Produktbeschreibungen oder Softwarespezifikationen kommen heute kaum ohne Flussdiagramme zur visuellen Beschreibung von Abläufen aus. Anwendungen für dieses Einsatzgebiet sind online absolute Mangelware. "AjaxSketch" bietet lediglich rudimentäre Zeichenfunktionen und eignet sich für Flussdiagramme nur sehr bedingt. Das in Flash entwickelte "Gliffy" gleicht seinem PC-Vorbild Visio in Konzeption und Bedienung aufs Haar. Eine bereits recht beeindruckende Anzahl an Vorlagen und Formen erlaubt das Zeichnen von Netzwerkplänen, Organigrammen oder UML-Modellen. Die fertigen Arbeitsergebnisse werden in verschiedenen Grafikformaten exportiert, die sich von den vorgestellten Textverarbeitungen ohne Probleme einlesen lassen.