Brainshare 2000: Wer sind die Denim-Partner?

Novell sucht Rückendeckung für seine neue Netzvision

07.04.2000
SALT LAKE CITY (hi) - Mit der Vision des "One Net" und dem dahinterliegenden Denim-Modell ist Novell mehr denn je auf die Unterstützung von Partnern angewiesen. In Lucent, IBM, Sun und Texas Instruments haben die Netzwerker bereits einige prominente Mitstreiter gefunden.

Schon in der Vergangenheit waren die Netzwerker aus Utah bei ihren Novell Directory Services (NDS) auf die Akzeptanz von Bundesgenossen angewiesen. Partner, die Novell nach der Vorstellung von Denim mehr denn je benötigt. Die Vision eines One Net verliert nämlich schnell ihren Charme, wenn die Unterstützung der entsprechenden Endgeräte fehlt oder niemand Services entwickelt, die dem Anwender einen Mehrwert bieten.

Gerade bei den Endgeräten weist Novells Strategie noch eine offene Flanke auf. So haben die Netzwerker in den Augen mancher Analysten das boomende Segment der Mobile Devices sträflich vernachlässigt. Ein strategischer Fehler, der wohl auch dem Novell-Management bewusst ist. Dieses wurde auf der Brainshare nicht müde zu betonen, dass die Company mit den Großen der Mobilfunkbranche wie Nokia, Ericsson etc. Gespräche führen werde. Erster Lichtblick am Horizont in Sachen mobile Endgeräte sind die Pläne von Texas Instruments. Nach Angaben von Novell will der Chiphersteller noch in diesem Jahr die Novell Directory Services (NDS) in einen Digital Signal Processor (DSP) implementieren. Glaubt man den Netzwerkern weiter, ist es dann nur noch ein kleiner Schritt bis zur Verfügbarkeit eines "Mobile E-Directory", da die Chips der Texaner in 90 Prozent aller Handys eingebaut würden.

Während bei den mobilen Endgeräten noch Zweifel in puncto One Net angebracht sind, hat Novell im Daten- und Telekommunikationsbereich mit Lucent einen gewichtigen Verbündeten. Beide Unternehmen arbeiten gemeinsam an einem "Presence-and-Availability"-(PAM-)Standard. Ziel dieser Initiative ist es, eine Softwareplattform zu entwickeln, die es der Kommunikationsindustrie erlaubt, moderne Kommunikations- und Messaging-Services unabhängig von der darunterliegenden Telefonie- oder IP-Technologie anzubieten. Für den Anwender hat dieses Verfahren den beiden Partnern zufolge den Vorteil, dass er sich mit einer einzigen Identität bei Kommunikationsdiensten wie E-Mail, Handy, Telefon, Instant Messaging etc. anmelden kann. Gleichzeitig werden seine persönlichen Kommunikationspräferenzen gespeichert, wie etwa sein bevorzugtes Kommunikationsmedium oder wann er wie für wen erreichbar ist. Sollte sich PAM in der Praxis durchsetzen, entfiele damit für den Anwender etwa die heute umständliche Programmierung von ISDN-Rufweiterleitung oder Mail-Umleitung. In einer ersten Referenzinstallation auf der Brainshare nutzen die Partner hierzu Lucents Software-Switching und Novells "Digitalme" sowie "Instantme" in Verbindung mit dem E-Directory.

Herrscht bezüglich der Partnerschaft mit Lucent, IBM (beispielsweise Netfinity und E-Directory) oder Sun (E-Directory für Solaris mit einer Milliarde Objekten auf einem E450-Server) Klarheit, so bleiben Zweifel, inwieweit Cisco das Novell-Projekt Denim ernsthaft unterstützt. Das Unternehmen aus Orem versichert auf Nachfrage immer wieder, man habe eine Partnerschaft mit dem Giganten. Als Beweis für diese Aussage führen sie an, dass Cisco nicht mehr vorbehaltslos hinter Microsofts Active Directory stehe. Fragen danach, warum Cisco nicht über die Novell-Partnerschaft spreche, kommentierte Novell-Manager Adams nur lakonisch : "Der Gorilla der Branche redet lieber über sich als über andere."