Ältere Versionen werden teurer

Novell drängt seinen Kunden Netware 5 auf

05.11.1999
MÜNCHEN (CW) - Mit einer unsanften Methode versucht Novell, die Anwender zum Wechsel auf das Netz-Betriebssystem Netware 5 zu bewegen. Das Unternehmen kündigte an, weltweit die Preise für Netware 3 und 4 um bis zu 17 Prozent zu erhöhen und die Lizenzkosten somit denen für die neueste Version anzupassen.

Die US-Zentrale der Netzwerker verschickte kürzlich an die Wiederverkäufer einen Brief, in dem sie die Preiserhöhung mitteilte. Da Novell weltweit ein einheitliches Preismodell pflegt, gelten die Zuschläge auch für Deutschland. "Wir haben eine Studie unter unseren Partnern und Anwendern erarbeitet. Die hat ergeben, daß der Markt ein vereinfachtes Lizenzmodel verlangt", argumentiert Horst Nebgen, Geschäftsführer der hiesigen Niederlassung.

Ziel sei es, zu einem knotenbasierenden Preismodell zu kommen. Die Listenpreise pro Knoten sollen unabhängig von der Anwenderzahl einander angeglichen werden. Dennoch werde man Großkunden Mengenrabatte gewähren. Im übrigen, so orakelt Nebgen, komme es in der gesamten Softwarebranche demnächst zu einer Anhebung der Lizenzkosten. Novell greife diesem Trend lediglich voraus.

Allerdings gelten die Zuschläge nur für die älteren Versionen. Nicht von der Hand zu weisen ist daher der Vorwurf von US-Analysten, Novell möchte Anwender von Netware 3.x und 4.x zur Migration auf das neueste Netz-Betriebssystem drängen. "Das ist nicht unser primäres Ziel", widerspricht Nebgen, "allerdings sind wir nicht traurig, wenn sich dieser Effekt einstellt." Vor allem die Pflege der 3er Versionen ist den Netzwerkern lästig geworden, denn diese "passen nicht zu un- serer Strategie, der Integration von Verzeichnisdiensten", so der Deutschland-Chef.

Zur Zeit nutzen lediglich zehn Prozent der Novell-Kunden das im letzten Jahr vorgestellte Netware 5. Auf Netware 4 entfallen 50 Prozent, immerhin 40 Prozent der Anwender verwenden in ihren Netzen die Version 3.x.

Mit dem Versuch, die Kundschaft zum Update zu drängen, pokert Novell hoch. "Ein schlechter Zeitpunkt, die Preise zu erhöhen", kritisiert Dan Kuznetsky, Analyst bei IDC, "damit spielt das Unternehmen nur der Microsoft-Strategie in die Hände, Novell mit Windows 2000 Anwender bei den Applikations-, File- und Print-Diensten abspenstig zu machen."

Viele Kunden wollen nicht wechseln, weil ihre Netware-Installationen stabil laufen. Das ist diesen Benutzern offenbar mehr wert als die Zusatzfunktionen, die sie mit Netware 5 erhalten würden (etwa native IP-Unterstützung). "Die Novell-Verantwortlichen versuchen doch nur, die Kunden von älteren Versionen abzuziehen, weil diese Produkte ihnen viel Kopfschmerzen beim Support bereiten. Die haben mich schon so oft verärgert, daß Netware in meinen weiteren Plänen keine Rolle mehr spielen wird", schimpfte ein nicht mit Namen genannter Manager gegenüber der "Network World".