Noch keine konkreten Produktankuendigungen IBM legt mit ODCS die eigene Strategie fuer Client-Server fest

03.12.1993

FRAMINGHAM (IDG) - Die IBM Corp. bemueht sich um den Nachweis, dass sie Client-Server-Computing ernst nimmt. Im naechsten Jahr will sie Baukaesten, sogenannte Starter Kits, anbieten, die unter anderem den Entwurf eines "Open Distributed Computing Systems" (ODCS) enthalten sollen. Allerdings geben die Armonker bisher nur vage Informationen darueber, welche Industriestandards sie beim Aufbau heterogener Systeme unterstuetzen werden.

Nach Meinung von Analysten ist bei ODCS nicht mit einem solchen Fauxpas zu rechnen, wie ihn die IBM 1987 mit der Systems Application Architecture (SAA) produzierte. Der Entwurf ist "definitiv nicht IBM-bezogen", erklaert Peter Schay, Vice-President der Gartner Group. Er unterscheide sich grundlegend vom SAA- Konzept, mit dem Big Blue damals seine inkompatiblen Produktlinien verbinden wollte.

"Das riecht nicht nach SAA, fuehlt sich nicht so an und sieht auch nicht so aus", sagt Frank Dzubeck, President der Communications Network Architects Inc.

Offiziell gibt es noch keine Einzelheiten zu den Produkten, aber unter Berufung auf unternehmensnahe Quellen berichtet die CW- Schwesterpublikation "Computerworld", dass die Starter Kits in den USA im ersten Quartal 1994 ausgeliefert werden sollen. Sie duerften Hard- und Software von Big Blue, aber auch von Drittanbietern enthalten, die Aufgaben wie System-Management, Entscheidungsunterstuetzung und das Management verteilter Datenbanken uebernehmen. "Die Kunden koennen sich darauf verlassen, dass diese Produkte zusammenarbeiten und brauchen nicht von Grund auf zu testen", sagt ein Insider voraus.

Dem Vernehmen nach sind vier bis fuenf verschiedene Starter Kits geplant. Die Pakete sollen weltweit sowohl den Open System Centers der IBM angeboten als auch den Kunden direkt offeriert werden.

Im Entwurf zum Open Distributed Computing System wird dargelegt, wie IBM die von unterschiedlichen Herstellern stammenden und auf offenen Standards basierenden Teile der Client-Server-Technologie miteinander verzahnen will. Berater, die ODCS bereits gesehen haben, bezeichnen es als "Chinese-Menu-Approach" - eine grosse Vielfalt also, aus der sich der Anwender das Passende heraussuchen koenne. Beispielsweise arbeite jeder Rechner, der das Distributed Computing Environment (DCE) der Open Systems Foundation (OSF) unterstuetze, auch mit dieser Architektur.

ODCS werde offenlegen, welche Produkte IBM in den Bereichen System- und Datenbank-Management sowie bei der Applikationsentwicklung unterstuetzt, berichtet die "Computerworld" weiter. Ausserdem sollen Objekt- und Multimedia-Standards darin eine wichtige Rolle spielen.

Big Blue selbst bemueht sich, die Bedeutung des Entwurfs herunterzuspielen. Offenbar hat man noch das Schicksal von SAA vor Augen, das klaeglich scheiterte, weil es den gemachten Versprechungen nicht gerecht wurde. Deshalb ist Insidern zufolge auch erst mit einer offiziellen Ankuendigung zu rechnen, wenn die Architektur von neuen Versionen der heutigen Produkte unterstuetzt wird. Entsprechend vage ist die Beschreibung des Konzepts.

Dennoch soll ODCS IBM-Entwicklern bewusstmachen, welche Standards fuer ihre Kunden wichtig sind, und ausserdem soll es der Klientel verdeutlichen, wohin die Client-Server-Reise der IBM in den naechsten Jahren fuehrt. "Es waere hilfreich zu wissen, was sie vorhaben", meint beispielsweise Wade Brown, Executive Vice- President bei der Washington National Security Co.