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No Sex - Suchmaschinen säubern ihre Hitlisten

10.01.2007
Wer suchet, der findet - wenn er seine Anfrage verständlich formuliert hat.
Wer suchet, der findet - wenn er seine Anfrage verständlich formuliert hat.

"Erotik ist einfach 'ein Thema', dann wird auch danach gesucht", erklärt Nadine Schmidt-Mänz die Vorlieben der Suchmaschinennutzer. Am Rechner bekomme es zudem keiner mit, wenn nach Erotik-Inhalten gesucht wird. "Es ist die Anonymität, die das fördert." Die Vorlieben der Nutzer von Google und Yahoo dürften in dieser Hinsicht ähnlich sein. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Suchverhalten bei Google anders ist als bei den Suchmaschinen, die ich untersucht habe." Es gebe die Vermutung, dass die offiziellen Statistiken der großen Suchmaschinen-Betreiber von Erotik-Themen gesäubert werden. Stefan Keuchel von Google Deutschland räumt dieses Vorgehen auf Nachfrage ein. Zwar handele es sich bei den veröffentlichten Begriffen durchaus um Top-Abfragen. Diese seien jedoch um Ergebnisse aus dem Bereich "Sex" bereinigt. Etwa ein bis zwei Suchbegriffe aus diesem Themenfeld seien unter den Top Ten zu finden, sagt Keuchel.

Doch die Statistiken von Suchmaschinen ließen sich auch auf andere Weise leicht manipulieren, sagt Schmidt-Mänz. So könnten Unternehmen versuchen, ihre Seite im Ranking nach vorne zu schieben - mit Hilfe von Programmen, die automatisch immer wiederkehrende Suchanfragen nach Begriffen stellen, die auf der Unternehmensseite auftauchen. Auf einen solchen Manipulationsversuch deute etwa der Suchbegriff "Plexiglasgehäuse" an neunter Stelle der aktuellen Lycos-Statistik hin. Über diese Hintergründe Bescheid zu wissen, kann für Nutzer von Suchmaschinen hilfreich sein. Die registrierten Füllwörter und falsch benutzten Operatoren unter den Dauerbrennern lassen laut Nadine Schmidt-Mänz darauf schließen, dass viele Surfer nicht mit der Funktionsweise der Programme vertraut sind: "Der Internetmensch ist nicht geschult, wie Suchmaschinen arbeiten." Um die Suchwerkzeuge effizient einsetzen zu können, müssten sich Nutzer mit ihnen beschäftigen.

Oft hapert es auch an der treffenden Formulierung der Suchanfrage. Nach Ansicht der Suchmaschinenforscher des Regionalen Rechenzentrums für Niedersachsen (RRZN) an der Universität Hannover sind die richtigen Suchwörter "ein großes Problem" bei der Informationsbeschaffung aus dem Internet: "Bei der Suche nach einem bestimmten Fachgebiet sind oftmals die richtigen Suchwörter, die Fachbegriffe und das Begriffsumfeld noch gar nicht bekannt." Nadine Schmidt-Mänz rät den Nutzern, sich zunächst in die Begriffswelt einzuarbeiten und dann bei der Suchmaschine die Möglichkeit der so genannten Phrasensuche zu nutzen. "Eine weitere Möglichkeit ist der Versuch, sich die perfekte Webseite vorzustellen, die zu einem Thema gefunden werden soll." Dann könnten schrittweise die wichtigsten Formulierungen und Wörter in die Suche aufgenommen werden, um sich so an die gesuchte Seite heranzutasten. (dpa/ajf)