NCN: Neues DFV-Konzept aus Paderborn

Nixdorf wird verträglich

19.03.1976

STOCKHOLM - "Der Anwender hat ein Recht darauf, daß die großen Hersteller endlich mit ihrer Politik der Geheimniskrämerei im Bereich der Datenfernverarbeitung aufhören", erklärte missionarisch Nixdorf-Vorstandsmitglied Klaus Luft in Stockholm vor Pressevertretern aus fünf Ländern die sich über ein Verbundnetz mit Nixdorf-Terminals bei der Skandinaviska Enskilda Banken (SEB) Informieren wollten. Sie erleben als Dreingabe eine Weltpremiere.

Klaus Luft: "Wir nehmen die Benutzerforderungen nach einheitlichen Zugriffsmethoden, unabhängigen Übertragungsverfahren, geeigneten Nachrichtenvermittlungs-Techniken und adäquaten Terminals ernst." Das Ergebnis: Nixdorf Communication Network (NCN), das neue Konzept der Paderborner für die Datenfernverarbeitung

Was der Nixdorf-Primus als "Rahmen" vorstellte, "der es ermöglicht, ein universelles DFÜ-Netzwerk zu planen, zu realisieren und (mit Nixdorf-Terminals) auszubauen", scheint fast wörtlich aus IBM's SNA-Bibel übernommen. Dazu Hans Jürgen Krahtz, Nixdorf -Vertriebsleiter Datenerfassungs- und Terminalsysteme: "Der Großrechnerabsatz stagniert, der Trend geht eindeutig zum 'Distributed Processing' Nixdorf ist dabei."

Krahtz verwies dar auf, daß nach Experten-Schätzungen bis 1988 in Deutschland rund 285000 intelligente Terminals installierte sein werden (1973: 48 000). Das sei geradezu eine Herausforderung an alle Hersteller, in diesen wachsenden Markt einzusteigen. Krahtz: "Wir haben diese Herausforderung angenommen."

Die neue NCN-Konzeption umfaßt mehrere Komponenten: erstens einen Prozedur-Generator der über Parameter im Anwendungsprogramm aus den gebräuchlichsten Prozeduren wie BSC, MSV 1 und 2 das für den Anschluß erforderliche Verfahren auswählt und bereitstellt. Zweitens das Daten-Communications-Programm DCP zur Steuerung des Datenverkehrs zwischen Nixdorf-Terminals und den verschiedensten Fremdrechnern. Ferner die Zugriffsmethoden Tecos (Tele-Communication-System) und Tiocs (Tele-Communication-In-/Output-Control-System) und den Transmission Controller Tracon zur Aufzeichnung des Datenaustausches zwischen zwei Endgeräten. Und schließlich die NCN-Terminals selbst. Das sind alle neueren Nixdorf-Produkte, also die Modelle 620, 710, 720, 8820, 8864 und 8870 - aber auch alle Nixdorf-Systeme, die noch kommen werden. Die Paderborner stellen dem Benutzer damit gleichsam einen Blanko-Scheck auf die Datenfernverarbeitungs-Zukunft aus. Denn nicht nur alle bewährten Leitungsprozeduren, sondern auch SDLC und HDLC sollen in den NCN-Rahmen passen: "Wenn SDLC bei IBM läuft, wird es auch bei uns laufen", behauptete Krahtz.