Kolumne

Nix zu feiern

16.06.2008

Was für eine Erfolgsgeschichte: Vor 30 Jahren verkündete Intel in einer Werbekampagne den "Beginn einer neuen Ära" und führte die Mikroprozessor-Architektur x86 ein. Heute ist klar: Diese Erfindung hat den gesamten IT-Markt in den letzten Dekaden geprägt. Intel entwickelte den 8086, die x86- und die Pentium-Modelle, den Celeron und die High-end-Multicore-Chips. Vom Desktop bis zum Server, vom Notebook bis zum Superrechner, die x86-Architektur erreicht heute jede Plattform.

Beim Prozessorbauer schien alles zu stimmen, vor allem das Timing: 1978 orientierten sich die Anwender vom Mainframe hin zu preiswerteren Minicomputern. Der PC als folgerichtiger nächster Schritt in diesem Downsizing-Prozess hatte exzellente Wachstumsperspektiven. IBM brachte dann 1981 den ersten Desktop auf den Markt - mit einem 8088-Mikroprozessor, der abgespeckten Variante eines 8086. Microsoft lieferte mit Basic, später dann mit MS-DOS die passende Software dazu.

Intel hätte in diesen Tagen eigentlich allen Grund zum Feiern, immerhin hält das Unternehmen dank seiner x86-Architektur rund 80 Prozent vom Markt für Mikroprozessoren. Doch aktuelle Ereignisse werfen einen Schatten auf das Unternehmen. Technische Raffinesse und die enge Bindung an Microsoft reichten wohl nicht aus, um die Marktdominanz dauerhaft sicherzustellen. Also hielt es der Prozessorbauer allem Anschein nach für nötig, bei der Verbreitung seiner CPUs mit unlauteren Mitteln nachzuhelfen.

EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes glaubt genügend Beweise gesammelt zu haben, um belegen zu können, dass Intel den Versuchungen der Macht erlegen ist und seine Marktdominanz zumindest teilweise auf gesetzwidrige Weise erworben hat. Der Konzern soll PC-Herstellern unzulässige Preisnachlässe eingeräumt haben, wenn diese ausschließlich Intel-Prozessoren verbauten. Zudem sollen Händler mit "Werbekostenzuschüssen" davon überzeugt worden sein, ausschließlich Intel-Ware in ihren Regalen zu lagern. Fällt ein entsprechendes Urteil, kommt auf Intel eine Strafe zu, die bei maximal einem Zehntel des Jahresumsatzes liegt, also rund 2,6 Milliarden Dollar.

Auch die amerikanische Federal Trade Commission (FTC) ist Intel auf den Fersen. Sie hat ebenfalls eine Untersuchung zu Preispolitik und Rabatten von Intel eingeleitet. In Südkorea ist der Konzern Medienberichten zufolge bereits bestraft worden, weil die Anbieter Samsung und Trigem zeitweilig mit hohen Rabatten gelockt und gleichzeitig verpflichtet worden sein sollen, keine AMD-Prozessoren zu verbauen. Die Liste ließe sich fortsetzen, zumal der Rivale AMD auch zivilrechtlich gegen den Marktführer vorgeht.

Die Geburtstagsfeier bei Intel dürfte angesichts dieser Ereignisse wohl eher unspektakulär ausfallen. Schade, denn niemand wird dem Unternehmen absprechen wollen, Großes für den IT-Markt vollbracht zu haben.