Neue Version von Objectivity vorgestellt OOP '94 warf ein Schlaglicht auf den Markt fuer Objektdatenbanken

11.02.1994

MUENCHEN (qua) - Mehr als 300 Interessierte kamen Anfang des Monats nach Muenchen, um das Konferenzprogramm der OOP '94 zu verfolgen. Neben den objektorientierten Programmierwerkzeugen (OOP = Object- oriented Programming) rueckten in diesem Jahr die Datenbank- Management-Systeme in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.

Staerker als in prozeduralen Software-Umgebungen gehen Programmiersprachen und Datenbanksysteme in der objektorientierten Welt eine direkte Verbindung ein. Diese enge Beziehung war es wohl, was den OOP-Veranstalter, die SIGS GmbH, zur Auswahl des Eroeffnungsvortrags bewog: Tom Atwood, Chairman der Object Design Inc. (ODI), Burlington, erhielt Gelegenheit, den von ihm mitentwickelten Datenbankstandard ODMS '93 dem Auditorium vorzustellen.

Die Spezifikationen umfassen eine Objektabfragesprache (OQL = Object Query Language) sowie eine Object Definition Language (ODL). Letztere basiert auf der von der Object Management Group (OMG) definierten Interface Definition Language (IDL) und soll die Anbindung an C++ und Smalltalk ermoeglichen. Der Datenbankstandard ging im Oktober vergangenen Jahres in die Revisionsphase, die Ende des laufenden Monats ihren Abschluss finden wird. Wer die Spezifikationen in gedruckter Form besitzen moechte, kann sie bei Morgan Kaufmann Publishers in San Mateo, Kalifornien, ordern.

Als Standard koennen die von der Object Database Management Group (ODMS) erarbeiteten Spezifikationen allein deshalb gelten, weil die Unternehmen, die ihre Unterstuetzung zugesagt haben, laut Atwood mindestens 85 Prozent des Marktes repraesentieren. Die oeffentlich demonstrierte Einigkeit der umsatzstaerksten OODBMS- Anbieter kann aber nicht verhehlen, dass es hinter den Kulissen sehr wohl Meinungsverschiedenheiten gibt.

So kritisierte beispielsweise der deutsche Objectivity- Distributor, die Bochumer Micram GmbH, die Art, wie Atwood die kuenftige Einbindung von C++ ankuendigte: Der ODI-Chef habe hier vorausgesetzt, dass das US-Normierungsgremium ANSI die in Burlington benutzte C++-Syntax uebernehme. Angesichts solcher Grabenkaempfe nimmt es nicht Wunder, dass Atwood erst fuer die Mitte des kommenden Jahres mit Implementierungen des Standards rechnet.

Waehrend die meisten objektorientierten Datenbanksysteme derzeit als Release 2.x verfuegbar sind, liegen einige bereits in einer dritten Version vor. Dazu zaehlen Objectstore von ODI (vgl. CW Nr. 2 vom 14. Januar 1994, Seite 11) und neuerdings auch Objectivity/DB vom gleichnamigen Hersteller.

Die neue Objectivity-Ausfuehrung zeichnet sich vor allem durch zwei neue Schnittstellen aus: Zum einen bietet das Datenbanksystem jetzt Unterstuetzung fuer ANSI SQL und die in Arbeit befindlichen SQL3-Erweiterungen, zum anderen verfuegt es ueber ein Interface fuer die "Open Database Connectivity" (ODBC). Ueber die ODBC- Schnittstelle lassen sich, so der Anbieter, fremde Client-Server- Werkzeuge wie Powerbuilder oder Visual Basic integrieren. Last, but not least wurde das C++-Interface dahingehend erweitert, dass es bestehende C++-Applikationen fuer den Einsatz mit Objectivity umwandeln kann. Version 3.0 ist unter Unix, Windows 3.1 und Windows NT lauffaehig.