Neue Parallelrechner kosten 27 000 Dollar pro MIPS Big Blue laesst den Traum vom preiswerten Mainframe platzen

10.06.1994

MUENCHEN (CW) - Mit dem im April 1994 praesentierten Parallel Query Server und dem Parallel Transaction Server, die als Vorschaltrechner fuer S/390-Systeme spezielle Aufgabenstellungen abdecken, sollten Big-Blue-Anwender eigentlich eine preisguenstige Option zur Erweiterung ihrer wassergekuehlten Mainframes erhalten. Von solchen Hoffnungen muessen die Kunden vorerst Abschied nehmen.

Gegenueber Analysten legte Big Blue in den vergangenen zwei Wochen die Verkaufsstrategie fuer die beiden mit CMOS-Prozessoren operierenden S/390-Parallel-systeme offen: Pro Mainframe-MIPS muessen Interessenten mit einem Preis von rund 27 000 Dollar rechnen. Das ist erheblich mehr, als die IBM urspruenglich angekuendigt hatte. Noch im April 1994 hatten IBM-Deutschland-Chef Edmund Hug und Entwicklungsleiter Herbert Kircher grosse Erwartungen geweckt.

Danach sollten Anwender mit dem Parallel Query und dem Transaction Server in Preisdimensionen vorstossen koennen, die bislang nur der Unix-Welt vorbehalten waren. Mit einem Mainframe-MIPS zum Preis von 15000 Dollar warben die IBM-Manager, die mit solchen Versprechungen wohl auch ihre Grossrechnerklientel bei der Stange halten wollten.

Mittlerweile konzediert dagegen die US-Fuehrungsriege, dass die IBM sich mit solch einer Preisstrategie ins eigene Fleisch schneiden wuerde: Big Blue gefaehrde mit solch einer Verkaufspolitik die Nachfrage nach seinen wassergekuehlten Grossrechnern. Eine weitere Preisreduktion bei herkoemmlichen Mainframe-Systemen sei die Folge - diese Rechnung machten Fachleute der IBM schon bei der Vorstellung der Parallelmaschinen auf.

Gartner: IBM muss die Mainframe-Preise senken

Charles Burns, Analyst bei der Gartner Group, stoesst in das gleiche Horn. Er glaubt, dass der Preis des Query und des Transaction Servers pro Mainframe-MIPS bis Mitte 1996 auf 10000 bis 12000 Dollar fallen muss, will IBM die neuen Systeme als attraktive Alternative zu Unix-Maschinen praesentieren.

Burns ist der Ansicht, die Hochpreispolitik der IBM mache nur fuer einen begrenzten Zeitraum Sinn: "Betrachtet man die kurzfristig zu erzielenden Umsaetze und Profite, so ist IBMs Kalkulation nachvollziehbar." Langfristig sei es aber sehr viel klueger, wenn Big Blue die Parallel-Server preislich sehr aggressiv am Markt plazieren wuerde.