Geclusterte "Radio"-Server ab sofort auf dem Markt

Neben Tandem setzt nun auch Stratus auf Intel-CPUs und NT

24.05.1996

Neben anderen Branchen-Schwergewichten wie Tandem, DEC, HP oder Amdahl will nun auch Stratus den Beweis antreten, daß PC-Technologie durchaus geeignet ist, unternehmensweite DV-Aufgaben zu bewältigen. Mit den bereits im Sommer 1995 angekündigten Radio-Servern peilt das Unternehmen alle Anwender an, die Wert auf Fehlertoleranzeigenschaften legen und darüber hinaus zeitkritische Anwendungen fahren.

Wie schon Tandem (vgl. CW Nr. 20 vom 17. Mai 1996, Seite 1: "Tandem stellt Weichen...") setzt auch Stratus, ewiger Zweiter hinter Tandem bei fehlertoleranten Rechnern, auf die Marktmacht von Microsoft und den Erfolg von Windows NT als Server-Betriebssystem. War nämlich im Juli 1995 noch die Rede davon, auf den Radio-Maschinen (Radio = Reliable Architecture for distributed I/O) sowohl NT als auch Unixware anzubieten, betont das Unternehmen mittlerweile deutlich seine Vorliebe für das 32-Bit-Betriebssystem aus Redmond.

In puncto Betriebssysteme strebt Stratus eine klare Marktpositionierung beziehungsweise Aufteilung seiner Produktlinien an: Die Anfang 1995 vorgestellten "Continuum-Series"-Server, Ein-Prozessor- bis Vier-Wege-Rechner, laufen unter dem Stratus-Unix-Derivat "FTX Unix".

Mit den Continuum-Maschinen vollzog das US-Unternehmen zum wiederholten Mal einen Architekturwechsel: Nachdem Stratus 1992 von Motorolas 680X0-CISC-Prozessoren auf Intels "860"-RISC-CPUs umgestiegen war, setzen die Amerikaner mit den Continuum-Systemen auf HPs PA-RISC-Plattform. Die jetzt vorgestellten Radio-Server arbeiten hingegen mit Intels Pentium-Prozessoren.

Nicht ganz lupenreines Alleinstellungsmerkmal

Stratus beansprucht für seine Radio-Server ein Alleinstellungsmerkmal: Während die Wettbewerber am Markt momentan nur bis zu zwei Rechnerknoten - bei denen es sich jeweils um ein Symmetrisches-Multiprozessor-(SMP-) System handelt - unter NT zu einem System clustern könnten, ließen sich bei der Stratus-Lösung in einem physikalischen Chassis bis zu sechs Einheiten miteinander verbinden.

Allerdings mogelt das Unternehmen bei dieser Rechnung ein wenig: De facto besteht ein Radio-Chassis aus maximal zwei Rechnerknoten. Hinzu kommen je zwei Netzwerk- und zwei Speicherkomponenten. Geplant ist, sagt die Stratus-Marketing-Chefin Jane Shurtleff laut dem Brancheninformationsdienst "Client Server News", in Zukunft vier dieser Chassis zu einem Gesamtsystem zu verknüpfen.

Jeder Rechnerknoten birgt eine Systemplatine mit zwei Pentium-Prozessoren (wahlweise 100 bis 166 Megahertz Taktrate) - im kommenden Jahr will Stratus auf die Pentium-Pro-CPUs wechseln. Hinzu kommen ein mindestens 64, maximal 256 MB großer Arbeitsspeicher sowie 512 KB Cache, zwei PCI-100Base-T-Ethernet-Karten, eine Cluster-Management-Karte, eine 3,5-Zoll-IDE-Festplatte sowie ein Diskettenlaufwerk.

Jeder der zwei im Chassis befindlichen Speicherknoten ist ähnlich bestückt wie die Rechnerknoten und verfügt darüber hinaus noch über bis zu vier Festplatten mit 1, 2 oder 4 GB Fassungsvermögen. In die Netzknoten integriert Stratus zwei 100Base-T-Hubs, die die Rechner-, Speicher- und Netzknoten miteinander verbinden. Als zukünftige Erweiterungen für letztere kündigte das Unternehmen ferner Ethernet-Switches und eine ATM-Option an.

Eigene oder Standardapplikationen sollen, so Stratus, ohne Modifikationen auf den Radio-Clustern laufen. Um den Servern Hochverfügbarkeits-Charakteristika angedeihen lassen zu können, nutzt das Unternehmen Software der Isis Distributed Systems Inc., einer hundertprozentigen Tochter von Stratus. Der "Isis Available Manager" registriert Hardwarehavarien, startet Applikationen neu und leitet Übernahmeprozeduren ein. Die Software übernimmt ferner auch Systemüberwachungsaufgaben im Cluster.

Die Radio-Cluster können über Ethernet, Token Ring, FDDI oder X.25 in bestehende DV-Welten integriert werden. Stratus teilte außerdem mit, daß man die APIs von Microsofts Cluster-Technologie "Wolfpack" unterstützen werde, sobald diese verfügbar sind. Die Radio-Server sind ab sofort erhältlich.