Navision komplettiert Microsofts ERP-Strategie

17.05.2002
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Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Die Konkurrenten sehen dieser Entwicklung nach eigenem Bekunden gelassen entgegen. Ob und wie sich der Markt durch .NET verändern werde, bleibe abzuwarten, erklärt Friedrich Koopmann, Sprecher von Soft M. Es gehe im Mittelstand vor allem darum, Kosten einzusparen und Prozesse zu optimieren. Mittelständler würden nicht nach vorne stürmen, um neue Modelle und Plattformen auszuprobieren. "Das sind keine Pioniere." Für Heinz Bäurer, Geschäftsführer der Bäurer AG, stoßen mit Navision als Lösungsanbieter und Microsoft als Softwarelieferant zwei Welten aufeinander. Wie diese zusammenkommen sollen, sei unklar. "Größe allein macht nicht glücklich und vor allem nicht automatisch erfolgreicher."

Auch Ralf Othmer, General Manager von Baan Deutschland, bleibt gelassen. Den Wettbewerber Navision habe es schon vor der Übernahme gegeben. Auch wenn jetzt Microsoft dahinter stehe, werde sich vorerst nicht viel ändern. "Ein ERP-System wechselt man nicht von heute auf morgen wie ein Office-Paket." Peter Dewald, Deutschland-Chef von Sage KHK, rechnet ebenfalls nicht mit schnellen Veränderungen. Es würden zwar neue Technologien angekündigt, bis die im Markt eine Rolle spielen würden, dürften noch einige Jahre vergehen. Auch bei Great Plains habe Microsoft einiges im Nachhinein verschoben.

Für die SAP dürfte das Geschäft in Zukunft allerdings schwerer werden, vermutet Nils Niehörster, Geschäftsführer der Unternehmensberatung Raad Consult. So verfüge Microsoft mit Navision über ein funktionierendes Vertriebsnetz, was man bei der Mittelstandsinitiative der Walldorfer bislang vermisse. Daher dürfte es für die SAP nicht einfach sein, die Lösungen des im März übernommenen Unternehmens Top-Manage an den Mann zu bringen.

Plattner hat keine Angst vor der Konkurrenz

SAP sieht der Microsoft-Initiative gelassen entgegen. Die Integration der verschiedenen Produktlinien funktioniere nach Plan. Hasso Plattner zeigt jedenfalls keine Angst vor der Konkurrenz. Microsofts Strategie, kurz nach Great Plains eine zweite ERP-Firma zu kaufen, zeuge von mangelnder Marktkenntnis. Man selbst sei gut gerüstet im Kampf um die Mittelstandskunden. Doch die geben sich relativ unbeeindruckt. Wichtig seien vor allem die Beziehungen zu den Partnern, die über das notwendige Branchen-Know-how verfügten, so der einhellige Tenor aus den Reihen der Navision-Anwender. Wenn keine gravierenden Änderungen im Geschäftsmodell oder im Support anstünden, sei es im Grunde egal, ob Navision oder Microsoft die Rechte an der Software besitze.