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Napster-Erfinder startet neues Peer-to-Peer-Projekt

03.12.2004

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der Entwickler der ersten Online-Musiktauschbörse "Napster", Shawn Fanning, schmiedet neue Pläne in Sachen P2P (Peer to Peer). Im Gegensatz zu Napster, das im September 2002 nach monatelangen Lizenzrechtstreitigkeiten mit der Musikindustrie aufgelöst wurde (Computerwoche.de berichtete), findet das Projekt "Snocap" Zustimmung bei den Plattenfirmen.

Snocap ist als Netz für kommerzielle Tauschbörsen geplant. Die Inhaber der Urheberrechte sollen die Konditionen wie Preis sowie Format und Qualität der bereitgestellten Dateien festlegen können. Mit Hilfe einer von Philips Royal Labs in Lizenz genommenen Technologie werden die Snocap zur Verfügung gestellten Dateien mit digitalen Fingerabdrücken versehen, um den widerrechtlichen Tausch zu unterbinden. Als erstes Unternehmen will die Vivendi Universal Music Group ihre Titel, unter anderem von "Eminem", "U2" und "Nirvana" über das P2P-Netz vertreiben, berichtet das "Wall Street Journal".

Snocap stellt lediglich das Netz und die Technologie zur Registrierung bereit. Anwender finden den Zugang zum Beispiel über P2P-Services wie Mashboxx, die voraussichtlich Anfang 2005 verfügbar sein werden (Computerwoche.de berichtete). Voraussetzung ist allerdings, dass die Dienste ihre Software an die Anforderungen von Snocap anpassen.

Fanning, mittlerweile 24 Jahre alt, hat bereits ein knappes Jahr nach dem Napster-Zusammenbruch eine Technik für Bezahl-Dienste via P2P entwickelt (Computerwoche.de berichtete). Er kann nun auf zehn Millionen Dollar zurückgreifen, die von den Risikokapitalgebern WaldenVC und Morgenthaler Ventures bereitgestellt wurden, und will eigenen Angaben zufolge mit seinem Konzept die Nachteile herkömmlicher kommerzieller Musikdienste beseitigen. Diese seien nicht attraktiv, da die Auswahl der angebotenen Titel zu gering sei.

Kritiker meinen dagegen, dass die Musikindustrie P2P-Tauschbörsen lediglich zur Image-Pflege, nicht jedoch als festen Vertriebskanal für ihre Produkte nutzen wollen. Auch zum Schutz der Urheberrechte sei das Konzept ungeeignet. Denn Anwender, die im Internet nach kostenloser Musik suchen, würden weiterhin auf frei zugängliche Dienste wie Kazaa oder E-Donkey zurückgreifen. (lex)