Norwegische DV-lndustrie 1982:

Nachholbedarf stärker als Investitionsbremsen

28.01.1983

OSLO - Von Rezession ist in der norwegischen DV-lndustrie keine Rede. Obwohl die amtlichen Statistiken noch nicht vollständig vorliegen, läßt sich deutlich erkennen: Die "Großen" des Marktes verzeichneten auch im vergangenen Jahr bemerkenswertes Wachstum. "Big is beautiful" ist die Devise in der norwegischen Anwender-Szene.

Exklusiv für die COMPUTERWOCHE berichtet Magne Lein, Chefredakteur des Wochenblattes Teknisk Ukeblad, über das Geschäftsjahr 1982 der großen DV-Unternehmen in Norwegen:

IBM als größter Anbieter konnte die Zahl seiner Installationen knapp verdoppeln. Der Umsatz stieg in den ersten zehn Monaten des vergangenen Jahres gegenüber 1981 um 40 Prozent.

Norsk Data meldet als zweitgrößtes DV-Unternehmen eine ähnliche Entwicklung wie IBM. Das Kooperationsabkommen mit der deutschen Dietz Computer-Systeme GmbH und die Errichtung eines europäischen Hauptquartiers in Großbritannien unterstreichen die Ziele des Präsidenten Rolf Skar: Norsk Data soll ein ernst zu nehmendes, wettbewerbsfähiges europäisches Computerunternehmen werden.

Scanvest die drittgrößte Computer-Company, hat etwas unter den Erschütterungen gelitten, die das US-Unternehmen Datapoint im vergangenen Jahr hinnehmen mußte. Mit größeren Problemen hatte die Norweger 1982 jedoch nicht zu kämpfen. Scanvest verzeichnet nach wie vor wachsenden Umsatz.

DEC der vierte im Bunde, hatte bis jetzt rund 70 VAX-Systeme in Norwegen verkaufen können. Die VAX-Rechner sind das wichtigste Produkt der norwegischen DEC-Tochter. Dennoch wird erwartet, daß auch der neue Personal Computer von Digital gut einschlagen und in diesem Jahr einen beachtlichen Marktanteil erringen wird.

Honeywell Bull mit Norwegen auch durch Eric Bull, Gründer der französischen Machine Bull verbunden, rangiert an fünfter Stelle. Das Unternehmen verlor im letzten Jahr drei große Aufträge von Alt-Kunden an IBM.

Ericsson Information Systems ein Ergebnis der Fusion zwischen der schwedischen Datasaab und L. M. Ericsson, ist besonders im Terminalmarkt für Bankenanwendungen erfolgreich. Das Unternehmen meldete im vergangenen Jahr einen größeren Auftrag von Scandinavian Airlines für ihr Terminal 80.

Sperry Univac scheint nach einem gewissen Stillstand jetzt durch das neue Management wieder Auftrieb zu erhalten. Ohne den Zusatz "Univac" beabsichtigt das Unternehmen, Produkte aus dem Bereich Büroautomation auf den Markt zu bringen und damit zugleich das bisherige Mainframe-Image in diese Richtung zu ändern.

Mycron, das norwegische Mikrocomputerunternehmen, reorganisierte sich und erhielt ein dynamischeres und aggressiveres Marktprofil. Als Mycron zur Aktiengesellschaft umfirmierte, wurde zehnmal mehr Anteile als erwartet verkauft. Das Hauptprodukt der Norweger ist der Mycron 2000. Der Gründer des Unternehmens, Lars Monrad-Krohn gehörte als erster General Manager zu den Initiatoren von Norsk Data. Monrad-Krohn fing auch bei Mycron als General Manager an und will sich jetzt als technischer Direktor um Forschung und Entwicklung kümmern.

Hewlett-Packard Norwegen schaffte im vergangenen Jahr den Sprung in den "100-Millionen-Kronen-Umsatz-Club" (35 Millionen Mark}. Die Gesellschaft will mit ihren interaktiven Bürosystemen demnächst in den Büroautomationsmarkt vorstoßen. Aufmerksamkeit errang HP mit seiner Serie 9000.

Philips Data mischt seit dem vergangenen Jahr im norwegischen Textverarbeitungsmarkt mit. Obwohl sie ihre Produkte etwas spät auf den Markt brachten, scheint der Erfolg greifbar. Philips behielt das Image eines Unternehmens, das große Verträge von relativ wenigen Kunden erhält und gilt als Haupthändler im Büroautomationssektor.

Amdahl hatte in Norwegen die gleichen Probleme wie im internationalen Markt, ihre 5860 kam verspätet heraus, und IBM kannte die Lücke sehr schnell mit ihrer 3081 füllen.

Tandberg Data verzeichnete 1982 ein gutes Jahr. Die Einnahmen stiegen gegenüber 1981 um 47 Prozent. Das Unternehmen erhielt große Aufträge aus Saudi-Arabien, der Bundesrepublik Deutschland und aus den skandinavischen Ländern. Auf dem Heimatmarkt wuchs Tandbergs Umsatz um rund 50 Prozent.

Scanword vertreten durch Scansoft, etablierte sich zunehmend als ein typisches Softwarehaus und repräsentiert Micropro (WordStar und DataStar), Mikrosoft, Sorcim, Ashton Tate und Lifeboat Associates.