Moderne Produkte haben schlankere Schnittstellen CICS/6000 und UTM/X: Neuer Wein in alten OLTP-Schlaeuchen

02.07.1993

ZUERICH (qua) - Seinem Ruf als Wadlbeisser wurde Hans Strack- Zimmermann, Gruender und Geschaeftsfuehrer der Muenchner Ixos Software GmbH, auch auf dem diesjaehrigen "Unix transparent"-Seminar gerecht: Der ehemalige

Sinix-Entwicklungsleiter setzte sich kritisch mit den Unix- basierenden OLTP-Angeboten von IBM und SNI auseinander.

Moderne TP-Monitore unter Unix sind, so Strack-Zimmermann, "anders geschrieben als das gute alte CICS". So verfuegten juengere Produkte zumeist ueber einfachere Schnittstellen: Es gebe nur "ganz wenige" Aufrufe an den Transaktionsmonitor - und zwar solche, die der Anwendungsprogrammierer verstehen und leicht beherrschen koenne. Eine ebenso wichtige Rolle spiele eine in den TP-Monitor eingeschlossene Verteilungskomponente, die es dem Anwendungsprogrammierer abnehme, die Verteilung zu planen.

In bezug auf das IBM-Produkt CICS/6000 fuehlt sich Strack- Zimmermann nach eigenen Angaben "hin- und hergerissen". Zwar handelt es sich seiner Ansicht nach um eine "vernuenftige Neuimplementierung". Doch sei mit der AIX-Version des TP-Monitors auch ein Problem verbunden: CICS/6000 verwende die "alten, wenn auch etablierten" Original-Schnittstellen mit ihren zahlreichen Aufrufen - von Strack-Zimmermann als "Barock" bespoettelt. "Ich bin kein grosser Anhaenger von CICS unter Unix", bekennt der Ixos-Chef denn auch.

Laut Strack-Zimmermann ist CICS/6000 eher als ein Migrationsprodukt zu betrachten. Seine persoenliche Empfehlung an die Anwender lautet jedoch - anstatt den Wechsel auf eine neue Technologie staendig hinauszuzoegern - "von Zeit zu Zeit einmal" mit dem Herkoemmlichen zu brechen. In diesem Fall heisse das: die naechste Generation von OLTP-Schnittstellen zuzulassen.

Ambivalentes

Ausbildungsargument

Francis Kuhlen, Leiter des Produkt-Marketings bei der IBM Schweiz, konterte erwartungsgemaess mit der grossen Anzahl von bereits ausgebildeten CICS-Entwicklern. "Diese Investitionen lassen sich nicht einfach negieren", entgegnete der Zuericher IBM- Manager auf die Ausfuehrungen Strack-Zimmermanns. Darueber hinaus sei CICS/6000 insbesondere fuer das "Re-Engineering von Mainframe- Anwendungen" entwickelt worden. Hier stellt sich uebrigens die Frage, warum Hewlett-Packard eine Lizenz des Produkts erworben hat.

Strack-Zimmermann steht dem haeufig gehoerten Ausbildungsargument distanziert gegenueber. Wie er am Rande der Diskussion zu bedenken gab, wuerde er den Mitarbeitern in den Entwicklungsabteilungen lieber die Chance geben, einmal etwas Neues zu lernen. "Die Entwickler sind viel intelligenter, als die IBM glaubt", verteidigt der Software-Experte die Ehre seiner Zunft.

Doch nicht nur mit CICS/6000, sondern auch mit UTM/X von Siemens- Nixdorf ging Strack-Zimmermann ins Gericht. Dem SNI-Produkt warf er vor, dass es nicht in einer portablen Sprache geschrieben sei und "nur ein bisschen umgesetzt wurde, damit es gerade mal auf Unix laeuft".

Dem hatte sein ehemaliger Kollege Herbert Koller, bei der Muenchner Siemens-Nixdorf AG mit der Sinix-Produktplanung befasst, wenig entgegenzusetzen. Wenngleich Koller den anwesenden Kunden die Integration aller "Standard-Schnittstellen" versprach, raeumte er doch ein, dass SNI Muehe habe, UTM weiterzuentwickeln. "Aber das ist nicht Ihr Problem, sondern unseres."