Mit Migrationsprogrammen in fremden Gefilden wildern Hewlett-Packard und die IBM kaempfen um den Midrange-Markt

23.12.1994

MUENCHEN (CW) - "Der erste Gedanke, den HP-Mitarbeiter jeden Morgen haben, ist: Wie kann man der IBM noch eins auswischen?" Dataquest- Analyst Robert Enderle kommentiert eine Wettbewerbssituation, die nicht nur fuer die beiden grossen DV-Unternehmen gilt. Dennoch ist mit der Formulierung das besondere Verhaeltnis der beiden DV- Schwergewichte zueinander sehr treffend beschrieben.

Vor allem das Marktsegment der Midrange-Maschinen - und hier vor allem das der AS/400-Systeme - peilt HP mit Sonderaktionen an wie dem "AS/Sault"-Programm oder der Aktion Open Midrange Alternative

(OMA) (vergleiche CW Nr. 39 vom 30. September 1994, Seite 12: "Mit Preisnachlaessen...").

Kern des OMA-Projektes ist die "Tradeup-94"-Initiative von HP. Anwender, die ein HP9000-System kaufen oder leasen, koennen innerhalb von 60 Tagen ihre AS/400-Hardware - und hier die Modelle B, C, D, E, F - und Peripheriekomponenten sowie Software bei HP abgeben. Der wechselwillige Anwender erhaelt dafuer auf HP- Geraetschaft einen Discount von 30 Prozent.

Die IBM zahlt nun mit gleicher Muenze zurueck. Ihr "Midrange Product Replacement Program" zielt auf die Systeme aller Konkurrenzanbieter wie HP, Digital Equipment Corp. (DEC), Unisys oder der Siemens-Nixdorf Informationssysteme AG (SNI). Bis zu 150 000 Dollar will Big Blue solchen Anwendern in Form von technischer Dienstleistung offerieren, wenn sie auf blaue Rechner wechseln.

Keine grossen Wachstumsperspektiven

Die beiden DV-Unternehmen machen sich aber nicht nur gegenseitig das Leben schwer. Hinzu kommt, dass der Markt fuer Midrange-Rechner keine grossen Wachstumsperspektiven mehr zu haben scheint. Anwender zeigen zunehmend Interesse an verteilten Systemen und Netzwerken auf Basis von PC-Servern und -Clients. Aus diesem Grund schaetzt Dataquest die Wachstumsrate im Midrange-Segment auf nicht mehr als ein Prozent pro Jahr, wobei die Umsaetze sich kaum mehr steigern duerften.

Trotz der aggressiven HP-Strategie sind die Marktverhaeltnisse allerdings noch relativ klar: Nach Dataquest liegt die IBM bei Midrange-Computern weltweit mit einem Anteil von 17,8 Prozent aller Verkaeufe an erster Stelle, gefolgt von DEC mit 13,5 und HP mit 12,4 Prozent.

Allerdings waechst HPs Midrange-Geschaeft, das der beiden Konkurrenten geht hingegen erheblich zurueck: 1993 verzeichnete HP einen um 18,9 Prozent gewachsenen Umsatz, der von IBM und DEC fiel im vergangenen Jahr um 14,2 beziehungsweise 13,1 Prozent.

1995 koenne zum entscheidenden Jahr im Midrange-Segment werden, meint IDC-Analyst Chris Christiansen. Dann naemlich praesentiert die IBM einerseits erste AS/400-Modelle mit der Power-PC-Technologie, was sich auf Big Blues Geschaeft positiv auswirken koennte. Andererseits koenne HP die bei Uebergangsphasen entstehende Unsicherheit von einer auf die neue AS/400-Technologieplattform fuer sich nutzen.