Mit Kombiboxen den Cyber-Gefahren trotzen

07.03.2002
Von Martin Seiler
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Seit den Terroranschlägen in den USA genießt das Thema Sicherheit bei Herstellern und Anwendern oberste Priorität. Das betonten Experten auf der RSA Security Conference 2002 immer wieder. Zu den Hauptthemen der Veranstaltung gehörten Appliances, Web-Services und Public Key Infrastructures (PKI).

Die nun bereits im elften Jahr stattfindende RSA-Konferenz spiegelte deutlich die allgemeine Situation bei Industrie und Anwendern wider. Nicht zuletzt aufgrund der Terroranschläge vom 11. September 2001 in den USA sind Unternehmen für Gefahren sensibilisiert, die ihrer IT auch aus dem Cyberspace drohen. Gefragt sind daher alle Technologien, die Netze, Anwendungen und Daten effektiv vor Viren und Hacker-Attacken schützen können. Thomas Raschke, Program Manager European Internet Security bei der International Data Corp. (IDC), erklärt den Trend: "Es hat ein richtiger Paradigmenwechsel dahingehend stattgefunden, dass Sicherheit nicht mehr länger nur irgendein Teilbereich der IT ist, sondern bei den Anwendern viel stärker als bisher im Mittelpunkt steht, vielerorts inzwischen sogar Chefsache ist."

RSA Conference 2002: Die Plakate der Veranstaltung zierte die Schottenkönigin Maria Stuart: Sie hatte während ihrer Festungshaft Kryptografie benutzt, um mit ihren Mitverschwörern zu kommunizieren. Nach Angaben des Veranstalters RSA Security besuchten in diesem Jahr über 10.000 IT-Experten die Konferenz. Sie konnten sich in mehr als 14 Vortragsreihen über Themen wie Kryptografie, Entwicklung sicherer Software, Implementierung von Sicherheitslösungen oder Sicherheitsstandards informieren. In einer begleitenden Ausstellung präsentierten mehr als 175 Aussteller ihre Produkte.

Wie ernst die Gefahr aus dem Internet ist, belegt Arthur Wong, Mitgründer und Chief Executive Officer (CEO) von Securityfocus. Er schätzt die Zahl der im letzten Jahr vom Nimda-Wurm betroffenen Rechner auf über 450.000. Eine Ziffer, die umso erstaunlicher sei, als die von dem Schädling ausgenutzten Schwachstellen bekannt und sogar Patches verfügbar waren, häufig jedoch nicht installiert wurden.

Um der wachsenden Bedrohung zu begegnen, greifen inzwischen viele Firmen zu Security-Appliances. Diese Geräte waren ursprünglich darauf ausgelegt, eine einzige, spezielle Funktion zu erfüllen - beispielsweise als Firewall oder Virenscanner. Inzwischen geht der Trend jedoch dahin, dass Hersteller Boxen anbieten, die gleichzeitig mehrere Security-Bereiche ansprechen. Der Vorteil: Firmen müssen sich die Lösungen nicht mehr einzeln zusammenkaufen, sondern bekommen von dem jeweiligen Anbieter ein Produkt, das beispielsweise Firewall-, VPN-Gateway-, Antiviren- und Intrusion-Detection-Funktionen miteinander kombiniert. Die Integration soll sich positiv auf das Zusammenspiel der einzelnen Module auswirken. Außerdem, so der Tenor, vereinfache sich die Verwaltung der Komponenten, die in der Regel über eine einzige Konsole erfolgt.

Die zunehmende Attraktivität der Appliances trägt auch der Entwicklung Rechnung, dass sich Firewalls und Virtual Private Networks (VPNs) inzwischen fest als Grundbausteine der IT-Sicherheit etabliert haben. Tomás Isakowitz, Marktforscher von Capital Markets, bestätigt diesen Trend. VPN-Lösungen, die sich einer durchschnittlichen Wachstumsrate von 28 Prozent erfreuen, werden immer seltener als eigenständige Software verkauft, sondern in zunehmendem Maße gebündelt mit anderen Sicherheits-Tools als Appliances. Vor allem kleine und mittelständische Firmen sind Zielgruppen für die Sicherheits-Mehrzweckboxen.