32 MB-Größtrechner und Zwischenmodell 3033S angekündigt:

Mit H-Modell 3081 besetzt IBM die neue Mitte

01.04.1988

STUTTGART - Die seit Monaten kursierenden Gerüchte um IBMs "H"-(High End-) Serie haben sich bestätigt: Als "koexistente Erweiterung" der 303X-Rechner kündigte der Marktführer jetzt das erste "H"-Modell unter der Bezeichnung "Prozessorkomplex 3081" an. Auch das Announcement des Zwischenmodells 3033S, das offenbar DOS- und MVS-Anwender an die H-Maschinen anbinden soll (mehr als zweifache Leistung der 3031), kam erwartet. Folgerichtig hat IBM gleichzeitig die Kaufpreise der Modelle 3031 und 3032 um 22 Prozent und die der 3033-Modelle U, AP und MP um 15 Prozent gesenkt. Erster Kommentar der IBM-Konkurrenten Siemens, Amdahl und National Advanced Systems zur 3081-Ankündigung: "Nichts Weltbewegendes" (siehe auch Kolumne).

Die wichtigsten Merkmale des nunmehr größten IBM-Systems 3081, das die 14fache interne Leistung der 370/ 158-3 erreichen soll, sind eine "neuartige" Packungstechnik für hochintegrierte Halbleiter-Bausteine, ein verbessertes Stromversorgungs- und Kühlsystem (Heliumgas und Wasser) - sowie erweiterte JES- und RMF-Unterstützung in den Betriebssystemen MVS/SP (die 3081-Basissoftware setzt auf MVS Release 3.8 auf) und VM/SP.

Charakteristisch für den 3081-Komplex ist auch ein bei IBM neues Prozessor- und Kanal-Konzept: Ein "dyadisches" Rechenwerk mit zwei parallel arbeitenden Zentralprozessoren ist Bestandteil der Prozessor-Einheit. Damit dürfte ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Prozessorleistung und Hauptspeichergröße - nicht gerade eine Tugend der bisherigen IBM-Großrechner - bei der 3081 sichergestellt sein. Jeder Zentralprozessor hat Zugang zum gemeinsamen Hauptspeicher, bei der 3081 "Zentralspeicher" genannt, und steuert einen eigenen Kanalsatz.

Den Zentralspeicher, für den 16-K-Chips verwendet werden, gibt es in Ausbaustufen von 16, 24 oder 32 MB.

Noch hat IBM freilich nicht alle Karten auf den Tisch gelegt. Weitere H-Modelle oberhalb und unterhalb der 3081 werden folgen: Der Erstling markiert nach Expertenmeinung die "Mitte" einer "neuen IBM-Leistungsklasse".

Die ersten Auslieferungen des Prozessorkomplexes 3081, der für Europa im französischen Montpellier gefertigt wird, sind für Ende dieses Jahres geplant.

Der Kaufpreis für ein System mit 24 MB Zentralspeicher und 24 Kanälen beträgt rund 9,8 Millionen Mark (Mietrate im Vierjahresvertrag: zirka 260 000 Mark).

Preisbeispiel für eine 3033S: Mit 4 MB Hauptspeicher und sechs Kanälen kostet das System rund 2,8 Millionen Mark (monatliche Miete im Vierjahresvertrag: rund 145 000 Mark).

Die 3081-Anlage soll sich nach IBM-Angaben durch Zuverlässigkeit, benutzerfreundliche Betriebsbedingungen sowie geringen Platz- und Klimabedarf auszeichnen.

Die neue Packungstechnik, die sogenannte "Thermal Conduction Module" (TCM) verwendet, ermögliche es, in einem Raum von Taschenbuchgröße (rund 600 Quadratzentimeter) mehr als 45 000 Schaltkreise unterzubringen - das entspreche der gesamten Logik einer 370/145.

Unschwer erkennbar, welche Produkt-, Marketing- und Betriebssystem-Strategien IBM mit dem 3081-Prozessorkomplex verfolgt: Die Systemleistung ist hoch genug angesetzt, um die 303X-Pläne nicht zu stören (370/158-3 = 1; 3033MP = 12,1; 3081 = 14,1); die höhere interne Leistung soll es IBM-Großanwendern ermöglichen, verstärkt Datenbank- und Distributed Processing-Anwendungen zu realisieren; MVS und VM sollen als Betriebssystembrücken 370- und 303X-Anwendern den Übergang auf die H-Serie erleichtern.