IBM-Portugal:

Mit der Revolution leben

12.12.1975

LISSABON - In der Eingangshalle zur portugiesischen IBM-Niederlassung in Lissabon hängen Listen mit den Löhnen und Gehältern aller 500 Mitarbeiter - einschließlich jener 25 Studenten, deren Kurzzeitvertrag durch Druck des Arbeiterkomitees auf Dauerbeschäftigung abgeändert wurde. Die Revolution verlief für IBM harmloser als für andere in Portugal tätige ausländische Unternehmen, weil die Mitarbeiter gut verdienen: Die am schlechtesten Bezahlten bekommen immer noch das Doppelte des gesetzlichen Mindestlohnes, der Durchschnitt liegt beim Siebenfachen des Mindestlohnes, und die meisten bekommen so viel, daß sie über jener 420-Dollar-Grenze liegen, jenseits der Gehaltserhöhungen gesetzlich verboten wurden. Das alte Management blieb im Amt - mußte sich allerdings mit einem Arbeiterkomitee auseinandersetzen, das in einer Studie feststellte, IBM habe mangels Wettbewerb "Overselling betrieben". Jetzt müsse die Firma ihrem größten Kunden, dem portugiesischen Staat, erst einmal helfen die vorhandenen Rechner auszulasten und Neuverkäufe stoppen. Der 1974 gewählte Betriebsrat mit je einem Vertreter des 17 Abteilungen des Unternehmens war im Juli dieses Jahres durch ein ebenfalls 17köpfiges Komitee ersetzt worden, dessen Mitglieder die einzelnen Mitarbeitergruppen wie Verkäufer, Systemanalytiker, Sekretärinnen und so weiter vertreten.

(cw)