COM versorgt bei BASF viele Kunden:

Mikroverfilmung in der dritten Phase

30.07.1982

*Dr. Wolfgang Ziegelmeyer ist selbständiger Fachpublizist

Immer stärker in den Computerverbund integriert stellt sich die COM - Anwendung bei der BASF in Ludwigshafen dar. BASF begann schon vor acht Jahren mit "Computer Output on Microfilm" (COM), der Mikrofilmausgabe statt (und neben) der Ausgabe auf EDV - Papier. Nach Umstellung in 1981 auf den neuesten technologischen Stand mündet die COM - Praxis hier zudem bald in die dritte Phase ein: COM - Online - Betrieb. Alle drei Systeme kommen von Agfa - Gevaert, Leverkusen.

Als die EDV - Abteilung der BASF 1974 das COM - System 2100 von Agfa - Gevaert als Peripherieneuheit einsetzte und dem weitverzweigten Fachabteilungsmanagement die Organisationsvorteile des Mikrofiches näherzubringen begann, war noch nicht abzusehen, in welchem Umfang die kleine Mikrofilmkarte tatsächlich innerhalb der nächsten Dekade Teilbereiche der Verwaltung erobern würde. Allein die Unternehmensgröße ließ - auch bei nur schrittweiser Einplanung von Umstellungen auf Mikrofilm - den Trend zur heutigen Dimension vermuten.

Die BASF - Gruppe erzielt mit rund 7000 Produkten einen Umsatz von 32 Milliarden Mark (1981); die BASF / Ludwigshafen alleine 14 Milliarden bei 53 000 Mitarbeitern. Entsprechend "unendlich" ist die Vielfalt der Verwaltungs- und Organisationsabläufe.

Tonnenweise Papier

Die daraus resultierende Papiermenge ließ sich - damals schon - nur noch in Tonnen messen. Diese Papierflut einzudämmen, darauf zielte die erste Entscheidung, zunächst mit dem Schwerpunkt "Speicherung von Langzeitdaten". Das ist natürlich auch heute noch ein wichtiger Bereich, denn die Platzersparnis von über 95 Prozent gegenüber herkömmlicher Aktenregistratur für alle EDV - Vorgänge mit gesetzlichen Aufbewahrungsfristen repräsentiert alleine schon einen wesentlichen Teil der Anlagenamortisation. Außerdem konnten die Produktionskosten im Rechenzentrum gesenkt werden. Das neue Medium hatte dagegen eine ganz andere Frage zur Folge: Langzeitspeicherung, wie sie zum Beispiel extrem im Personalbereich - für die Pensionskasse bis zu 50 Jahren - gefordert ist, verlangt lang erprobte, höchste Filmqualität, insbesondere hinsichtlich der Haltbarkeit.

Daß der Mikrofiche aber auch hinsichtlich tagesnaher, aktiver Daten das günstigere Speichermedium - kostenmäßig wie das "Handling" betreffend - ist, sprach sich schnell herum. Nach Verdopplungsquoten bis 1976 wuchs die Fiche - Produktion jährlich um weitere 20 bis 25 Prozent. Kurt Schackert, Leiter dies EDV - Betriebs, seit COM - Einführung verantwortlich für das Funktionieren des neuen Mediums, sah denn auch die Grenzen des ersten Systems durchaus schon seit einigen Jahren: Der fortschreitende Durchdringungsgrad verlangte nach mehr Möglichkeiten und größerer Kapazität. BASF erhielt deshalb eine der ersten zehn Anlagen im Bundesgebiet der dritten Generation, die COM 2300.

Der hohe Leistungsgrad beruht auf der Kamera, einer völlig neuen Software und einer Rechnergröße von jetzt 128KB (aufrüstbar auf 256KB), gegenüber nur 64 KB beim Vorgänger COM 2200 (zweite Generation). Das System fährt im Multiprogramming - Betrieb.

Die Druckgeschwindigkeit (Filmaufzeichnung) des mit CRT - Technik arbeitenden Recorders beträgt, unter anderem dank der neuen Rechnergröße, 1,8 Millionen Zeilen in der Stunde - das ist zwanzigmal schneller als neueste Laserdrucker. Die vorgesehene Möglichkeit der Formulareinblendung wird bei BASF mit dreißig verschiedenen Dias genutzt. Ihre Lichtintensität wird elektronisch kontrolliert und ist softwaregesteuert. Die Hardwarekonfiguration besteht aus

- Interface 3211 (bei BASF zu Anlagen der IBM 3033 und BASF 7 / 80),

- Minicomputer und Magnetbandeinheit,

- COM - Printer - Unit,

- Bildschirm- und Konsolendrucker - Terminal (Operator - Kommunikation),

- Diskettensystem.

Angesichts von jetzt schon 700 COM - Programmen wird BASF demnächst von der Floppy - Version auf Platte wechseln. Denn die "Kunden" im Hause werden ständig zahlreicher. Abnehmer der Fiche - Produktion sind vorwiegend die Bereiche

- Personalwesen,

- Finanz- und Rechnungswesen,

- Datendokumentation,

- technische Dokumentation,

- Produkt- und Materialdokumentation (Vertrieb).

Zahlreicher werden dabei auch die Anwendungen der Informationsbe- und -verarbeitung am Sachbearbeiterplatz. Nutzungsintensiv ist insbesondere der Personalbereich mit Betriebskrankenkasse, Pensionskasse sowie Lohn- und Gehaltsabrechnung. Letztere geht nach etwa drei Jahren aus der aktiven Phase über in die statische Phase und kann dann endgültig archiviert werden.

Der Rechnungsausgang mit seiner Vielzahl von Kopien konnte inzwischen zumindest um eine Kopie "erleichtert" werden; sie geht als Fiche in die endgültige Ablage. Mehr der "Mikropublikation" zuzuordnen sind die Dokumentationen auf Mikrofilm, namentlich die umfangreichen Produktverzeichnisse für Vertrieb und Kundendienst sowie die ebenfalls über COM verfilmten Materialkataloge für die Tochterunternehmen. Die Produktverzeichnisse werden im monatlichen Rhythmus ergänzt und neu ausgegeben. Ihr Umfang beträgt in den verschiedenen Versionen etwa 10 000 Seiten in einer Auflage von rund tausend Kopien. Jede Verzeichniskopie paßt jetzt mit 40 bis 50 Fiches in die Westentasche.

Anregungen aus der Fachabteilung

Monatlich werden heute 12 000 Fiches - das entspricht drei bis vier Millionen Druckerseiten - an zirka 150 COM - Empfänger mit weit über 200 "Zielgruppen" ausgeliefert. An die 500 Arbeitsplätze sind mit Lese- und Rückvergrößerungsgeräten ausgerüstet. Mit etwas über 25 Jobs pro Tag werden durchschnittlich 18 "Endverbraucher" täglich versorgt; ein weiteres Dutzend mit ebenfalls täglichen Daten, jedoch wöchentlich zusammengestellt.

COM eignete sich bisher für alle bei der BASF geplanten Anwendungsvorhaben. "Probleme hat es in der gesamten Phase nicht gegeben", erläutert Kurt Schackert, "weder in der langen Erstausstattungsphase noch jetzt; weder mit der Akzeptanz noch mit der Softwarebetreuung." Anwendungsanregungen gingen sogar häufig von Fachabteilungen selbst aus. Jede Erweiterung bewirkte dann zusammen mit den Informationsseminaren im Hause den bekannten Schneeballeffekt. Natürlich gab es genügend Fälle, in denen die Papierausgabe parallel erst "mal noch beibehalten wurde" - zum Medium "Mikrofiche" mußte noch das rechte Vertrauen gewonnen werden. Diese Kopien sind aber längst verschwunden. Der Spareffekt an Papier-, Lager- und Herstellkosten dürfte in die Hunderttausende gehen.

Auch die 81er Umstellung auf COM 2300 verlief reibungslos, da es keine Trennung zwischen Groß - EDV und COM gibt. Siebzehn Softwaremitarbeiter der EDV - Abteilung wurden fünf Tage vor Ort geschult. Innerhalb sechs Monaten waren anschließend die 700 Programme umgestellt.

Kurt Schackert zum nächsten Schritt: "Ab September dieses Jahres werden wir unsere COM - Anlage ,online' betreiben. Umstellungsarbeiten sind dazu nicht erforderlich, weil das COM - System von Agfa - Gevaert von unserem Spoolsystem ,Jes - 2' wie ein normaler Schnelldrucker bedient wird. Hard- und softwareseitig ist Steckerkompatibilität gegeben, die für uns EDV - Verantwortliche von entscheidender Bedeutung ist."