Mikros in unternehmerische Informationsstrategie integrierten

09.11.1984

Der Einsatz von Mikrocomputern im Verbund mit einem Mainframe ist heute schon fast zur Glaubensfrage geworden. Empfinden es die Befürworter als angenehm, direkt am Arbeitsplatz auf alle benötigten Daten zuzugreifen, so verweisen die Kritiker auf technische Unzulänglichkeiten und Probleme mit der Datensicherheit. Felipe Bartos-Castelo, Unternehmensberater in München, rät deshalb dazu, die "Kraftzwerge" in eine gesamtunternehmerische Informationsstrategie zu integrieren. Auch Org./DV-Leiter Helmut Neubauer hält es für dringend notwendig, daß die Mikro-Einführung im Unternehmen genauso sorgfältig geplant wird wie jeder andere DV-Einsatz. Sonst entstünden Insellösungen in einem bisher vielleicht noch gar nicht bekannten Ausmaß. Resümiert PAMCP-Geschäftsführer Claus Weichselbaumer: "Wer glaubt, daß der Einsatz von Mikrocomputern hinsichtlich Benutzer-Akzeptanz, Funktionalität und Datensicherheit

anderen Gesetzen gehorcht als der Mainfame-Einsat, irrt ganz gewaltig". kul

Felipe Bartos-Castelo Unternehmensberater, München

Kein anders Organisationsmittel hat in jüngster Zeit zu so heftigen Kontroversen unter den Anwendern geführt wie der Einsatz von Mikrocomputern in den Unternehmen. Mikrocomputer als Einzelplatzsystem, vernetzt oder im Mainframe-Verbund? Das sind die Fragen, die immer wieder zu Diskussionen führen, ohne zu berücksichtigen, ob die Notwendigkeit für den Einsatz gegeben ist. Es besteht die Gefahr, daß der Einsatz der Mikrocomputer in den Unternehmen zur Prestigefrage wird und als Vorzeigeobjekt ohne funktionale Einbettung in die Gesamtorganisation herumsteht.

Es wird oft außer acht gelassen, daß ein Mikrocomputer ein Organisationsinstrument darstellt, für das die gleichen Prämissen gelten wie für jedes andere Organisationsmittel. Demzufolge müssen drei elementare Voraussetzungen, die die Grundpfeiler für den Einsatz von Mikrocomputern in den Unternehmen darstellen, beachtet werden.

Als grundlegende Voraussetzung muß die Definition einer gesamtunternehmerischen Informations-Strategie vorliegen. Betrachten wir die Organisation als ein soziales Gebilde, mit deren Hilfe die Aktivitäten der einzelnen Mitglieder auf ein gemeinsames Ziel ausgerichtet werden, so ist hier der erste Grundpfeiler festgelegt. Es gilt, das gemeinsame Ziel zu definieren, sowie den Beitrag zu erarbeiten, den jedes Mitglied dieser Organisation an dieses Ziel zu erbringen hat. Diese an sich triviale Forderung und Voraussetzung erweist sich in der Praxis ab die schwierigste und am wenigsten beachtete Prämisse. Unklar definierte Aufgaben auf allen Bereichsebenen. verbunden mit Doppelspurigkeit von Aktivitäten, sowie die Erhebung und Verarbeitung irrelevanter Daten trifft man in den meisten Unternehmungen. Sie bilden in der Regel die Ursache für eine ineffiziente Informationsverarbeitung. Die Definition einer gesamtunternehmerischen Informations-Strategie, basierend auf dem allgemeinen Unternehmensziel und deren Akzeptanz durch das Top-Management, stellt den Grundpfeiler für jegliche qualitative Informationsaufbereitung und -verarbeitung dar.

Der zweite Grundpfeiler ist der Aufbau eines Data-Managements. Diese Aufgabe sollte zum Leistungsauftrag der DV erklärt werden. Dem Gedanken des Data-Management liegt die Sammlung und Aufbereitung der im Unternehmen anfallenden relevanten Daten zu einem für alle Organisationsmitglieder zugänglichen Datenpool zugrunde. Unter diesen Aspekt fällt die Konzeption und Pflege von Datenbank-Systemen sowie die Erstellung von Datenbankauszügen. Der Aufbau eines Data-Management gewährleistet einen effizienten Einsatz der DV-Manpower, da sich diese nicht mehr mit fachabteilungsspezifischen Problemen in bezug auf Auswertungen und Analyse der Daten belasten muß und damit in der Lage ist, sich gezielt um die Konzipierung von Benutzertools zu kümmern.

Den dritten Grundpfeiler moderner Datentechnik bildet die Schaffung einer gesamtunternehmerischen Daten-Infrastruktur, also die Bereitstellung von organisatorischen oder technischen Hilfsmitteln in Form von Mikrocomputern für die Daten-Aufnahme und -Analyse durch den Benutzer in den Fachabteilungen. Dieser Leistungsauftrag wird durch die Einrichtung eines Informations-Center gewährleistet. Das Aufgabenspektrum des Benutzer-lnformations-Zentrums liegt in der Konzipierung adäquater Hilfsmittel wie Mikrocomputereinsatz mit oder ohne Mainframe-Anschluß, verbunden mit der Schulung und Unterstützung der Benutzer in der Handhabung dieser Hilfsmittel.

Nur wenn diese Grundpfeiler moderner Informationsverarbeitung berücksichtigt werden, gründet sich der Einsatz von Mikrocomputern auf ein Fundament, mit dessen Hilfe das Management auf eine qualitative Informationsaufbereitung zurückgreifen kann.

Egal, ob die Mikrocomputer als Einzelplatz, vernetzt oder im Mainframe-Verbund konzipiert und eingesetzt werden, führt ihr Einsatz ohne Berücksichtigung eines gesamtunternehmerischen Informationskonzeptes und ohne deren Akzeptanz durch das Topmanagement unweigerlich zu einer Informations-Sackgasse .

Claus Weichselbaumer Geschäftsführer der PAMCP-Systems Unternehmens- und

EDV-Beratungs-GmbH, München

Der Einsatz von Arbeitsplatzcomputern in Fachabteilungen ist nicht nur modern sondern auch machbar geworden. Anwenderabteilungen beschaffen sich mehr oder weniger koordiniert beziehungsweise kontrolliert eigene DV-Kapazität - meist für kurzfristig zu realisierende Insel-Anwendungen. Bei den heutigen Preisen läßt sich der Kauf ja ohne weiteres über das Abteilungs-Budget decken.

Für weitere Aufgaben - mit längerfristigem Charakter - wird meist eine Integration der Mikros in eine bestehende DV-Umwelt zu einer strategischen und wirtschaftlichen Notwendigkeit. Der Rechner soll ja nicht nur zur Textverarbeitung benutzt werden, denn dafür ist er schlichtweg zu leistungsfähig und zu teuer Damit stellt sich die Frage, ob und wie die vorhandene DV-Infrastruktur im Rahmen einer Kopplung mit benutzt werden kann und welche Rahmenbedingungen erfüllt sein müssen um die erhofften Vorteile des Mikro-Einsatzes zu erringen.

Spontane Entscheidungen beim Kauf des Mikrocomputers können spätestens zu diesem Zeltpunkt Kopfzerbrechen bereiten, weil

- beim Kauf die Kopplungsfähigkeit zum Mainframe (Hardware beziehungsweise Software) nicht ausreichend berücksichtigt wurde.

- es unter Umständen keine Emulations-Software zur Unterstützung des notwendigen Terminal-Protokolls (zum Beispiel für IBM 3270- oder Siemens 9750-Terminals) gibt.

- es eventuell keine Software zum File-Transfer zwischen Mikro und Mainframe gibt.

- die Speicherkapazität von Floppy-/Hard-Disk oder Arbeitsspeicher nicht ausreicht und/oder nicht erweitert werden kann, um die geforderte Anwendung zu realisieren.

- die für die Anwendung vorgesehene Software nicht auf dem vorhandenen Mikro abläuft.

- der vorhandene Mikrocomputer nicht in ein neues Rahmenkonzept paßt.

Die Liste dieser denkbaren Probleme läßt sich sicherlich beliebig erweitern.

Aber auch ein anderer Fall ist denkbar. Die Fachabteilung bekommt einen Mikrocomputer verordnet, um im Rahmen der Rationalisierung und im Verbund mit dem Mainframe (eventuell um diesen zu entlasten) neue Wege der Arbeitsteilung zu beschreiten.

Wer in diesem Zusammenhang glaubt, daß der Einsatz von Mikrocomputern hinsichtlich Benutzer-Akzeptanz, Funktionalität und Datensicherheit anderen Gesetzen gehorcht, als der Mainframe-Einsatz, irrt allerdings ganz gewaltig.

Mikrocomputer-Software zeichnet sich zwar im allgemeinen. durch einen hohen Bedienungskomfort aus, aber Schulung und Beratung der Anwender, Antwortzeitverhalten und Durchsatz sowie die Datensicherheit spielen hier wie dort die gleiche Rolle. Und wer glaubt, daß er auf Dauer ohne Mehrplatz-Fähigkeit und ohne Vernetzung der Mikros einer Fachabteilung auskommt, irrt ein zweites Mal. Redundante Datenhaltung und Peripherie wären die Folge.

Über kurz oder lang entsteht die Forderung nicht nur Daten zu verarbeiten, die vom Mainframe geliefert werden, sondern auch Daten dezentral zu aktualisieren und zum zentralen DV-System zurückzugeben, mit all den Problemen, die damit verbunden und technisch zum Teil noch ungelöst sind.

Um die bisher geschilderte Situation zu vermeiden, sind im Rahmen organisatorischer Vorkehrungen eine klare Kompetenzverteilung und eine zentrale Koordination der Mikro-Beschaffung und Einsatzplanung unabdingbare Voraussetzung.

Um das Ziel eines problemlosen Mikrocomputer-Einsatzes zu erreichen, müssen darüber hinaus die folgenden organisatorischen Aufgaben bewältigt werden:

- Übergreifende, zukunftsorientierte Hard-/Software-Planung für den Mikro-Einsatz unter Berücksichtigung der bestehenden DV-Infrastruktur und des vorhersehbaren, technologischen Fortschritts.

- Überprüfung der Wirtschaftlichkeit des Mikro-Einsatzes durch objektive Kosten-/Nutzen-Rechnung.

- Schaffung eines passenden technischen Umfeldes (Hardware/Software/Netztechnik)

auf der Basis der Planung.

- Aufbau und Organisation einer Mikrocomputer-Benutzer-Service-Abteilung mit den Aufgaben:

- Beratung bei PC-/Software-Auswahl und -Konfiguration bei möglichen Alternativen.

- Anwender-Schulung und -beratung.

- Mikrocomputer-Service (Störungen beseitigen, Wartung und Umbau, Software-Pflege, Programierberatung)

- Organisation der Bereitstellung von Daten im Mikro, von Programmen für die Mikros und von Informationen zum Mikrocomputer-Einsatz .

- Anlaufstelle (Telefon Seelsorge) bei Benutzerproblemen

- Einbeziehung der konventionellen Software-Entwicklung und des Rechenzentrums

- zur Sicherstellung der Bedienung der Mikrocomputer durch Programme zur Datenversorgung, durch Datenträgeraustausch oder Datenübertragung

- zur Realisierung wirtschaftlicher Dezentralisierungskonzepte.

Die Notwendigkeit der Kopplung von Mikros und Mainframes darf nicht nur einem Mode-Trend entsprechen, sie muß sich der strategischen Unternehmensplanung und deren Zielen unterwerfen und auf objektiv begründbaren Entscheidungen beruhen. Entscheidungen sind aber nur dann objektiv begründbar, wenn unterschiedliche Entscheider zwangsläufig und unter Ausschaltung von subjektiven Meinungen und Mode-Trends die gleiche Entscheidung treffen müssen.

Wichtig ist auch die frühzeitige Einschaltung der zukünftigen Benutzer.

Die Kopplung von Mikros und Mainframes und die Art der Anwendung der Mikros oder Arbeitsplatzcomputer soll schließlich zum Nutzen der Unternehmung und der Benutzer erfolgen.

Ein Überfahren der Benutzer mit neuen Technologien und Anwendungsformen erzeugt aber mehr Widerwillen als Kooperationsbereitschaft und kann den wirtschaftlichen Nutzen einer Mikro-/Mainframe-Kopplung drastisch reduzieren.

Helmut Neubauer Leiter Org./DV, Lauffenmühle GmbH & Co, Waldshut-Tiengen

Es ist mittlerweile geradezu eine Mikrocomputer-Euphorie ausgebrochen. Die Frage des Mikro-Einsatzes wird heute zum Teil ohne jeden Sachbezug diskutiert. Es ist bereits eine Glaubensfrage geworden. In Managementkreisen geht es sehr häufig nur noch darum, wie viele Rechner man im Unternehmen einsetzt, wobei es, so gewinnt man in sehr vielen Fällen den Eindruck, unerheblich ist, für welchen Zweck. Die Anzahl der eingesetzten Mikros ist anscheinend zum Barometer für die Fortschrittlichkeit und das Image des Unternehmens geworden.

Bereits Ende des vergangenen Jahres und Anfang dieses Jahres waren die einschlägigen Fachzeitschriften voll mit Artikeln, in denen der Mikrocomputer-Einsatz im Verbund mit Host-Rechner-Systemen als Selbstverständlichkeit hingestellt wurde. Dies geschah zum Teil in einer Form, daß die jeweiligen Anwender, die an dieses Problem mit etwas weniger Euphorie und Enthusiasmus, dafür aber nüchterner, überlegter und vor allen Dingen mit einem kritischen Blick für Wirtschaftlichkeit herangingen, Komplexe bekommen konnten, wenn man an sie die Frage nach der Anzahl der in ihrem Unternehmen bereits installierten Mikros stellte. Mit einer Selbstverständlichkeit und zum Teil auch Arroganz wird von den Vertriebsleuten der einschlägigen Hersteller der Eindruck vermittelt, daß man bei Mikrocomputern nur in den Bestellmengen von mehreren hundert Stück denkt. Man fragt sich, wo der sonst so kühle und nüchterne Wirtschaftlichkeitssinn der Unternehmen geblieben ist. Nach wie vor kostet ein halbwegs vernünftig ausgestatteter Mikro, einschließlich der an das Gerät gebundenen Software, zwischen 20 000 und 30 000 Mark. Bei zehn Maschinen ist dies bereits ein Investitionsvolumen von 200 000 Mark und mehr, also eine Größenordnung, wo bei anderen Investitionsvorhaben mit wesentlich spitzerem Bleistift gerechnet wird.

Der Betrieb von Mikros im Verbund mit Host-Rechner-Systemen bedingt entweder den Filetransfer beziehungsweise den Online-Durchgriff auf Daten des Host-Rechners. Beides war Ende vergangenen Jahres, Anfang dieses Jahres noch kaum möglich. Bei den IBM PCs wurden die ersten Gehversuche mit der Irma-Karte gemacht. Von den Händlern waren kaum brauchbare Informationen zu bekommen. Es blieb den Benutzern überlassen, hier als Pioniere tätig zu werden und die Möglichkeiten eben auszuprobieren.

In Großunternehmen, wo mit zentralen Datenverarbeitungen gearbeitet wird, ist der Mikrocomputer sicher eine der Möglichkeiten, den berechtigten Forderungen nach individueller Datenverarbeitung Rechnung zu tragen. Er kommt überall dort richtig zum Einsatz, wo die Fachabteilung individuelle Probleme zu lösen hat, die obendrein sich ständig ändernden Anforderungen unterliegen. In den wenigsten Fällen sind solche individuellen Auswertungsanforderungen autark, was das auszuwertende Datenmaterial anbelangt. Dort will man in aller Regel auf Daten zurückgreifen die im zentralen Host-System ohnehin vorhanden sind. Sonst spielt die Frage des Filetransfer beim Mikro-Einsatz keine entscheidende Rolle.

Bei den Filetransfer-Programmen verhielt es sich Anfang dieses Jahres noch so, daß zumindest für IBM-DOS/VSE-Anwender - und das ist sicherlich kein exotischer Benutzerkreis - kaum funktionierende Standardsoftwarepakete verfügbar waren. Die verschiedenen Softwarehersteller hatten zwar sehr häufig Lösungen in ihren Angeboten; wenn es dann aber um die konkrete und sofortige Installation ging stellte sich heraus, daß die Produkte noch nicht zur Verfügung standen. Erst im Laufe des ersten Halbjahres 1984 standen hier den DOS/VSE-Anwendern brauchbare Lösungen zur Verfügung.

Ein vernünftiger Mikro-Einsatz im Unternehmen bedarf sicherlich genau der gleichen gründlichen Planung, wie jeder andere DV-Einsatz. Tut man dies nicht, so entstehen Insellösungen in einem Ausmaß, wie man sie vielleicht bislang gar nicht gekannt hat. Die Vorstellung, daß in einem größeren Unternehmen Mikros der unterschiedlichsten Hersteller sowie die verschiedensten Softwarepakete eingesetzt werden, muß im Grunde jedem Management eine Gänsehaut über den Rücken laufen lassen. Alleine der Gesichtspunkt, welche personelle Abhängigkeit hier entstehen kann, sollte bereits nachdenklich machen. Wo tatsächlich derartige Entwicklungen stattfinden, wird sicherlich eines Tages die zentrale Organisation aufgerufen sein, den Scherbenhaufen zusammenzufegen und wieder für konsolidierte Lösungen zu sorgen. Es bleibt somit nicht aus, daß auch der Mikro-Einsatz zentral geplant und gesteuert wird. Dazu richten die meisten Unternehmen heute bereits sogenannte Benutzerservice-Stellen im Rahmen ihrer Org./DV-Abteilungen ein. Diese sorgen dafür, daß einheitliche Hard- und Software zum Einsatz kommt, was letztendlich die Voraussetzung für eine effiziente Unterstützung darstellt. Der Mikro ist als intelligente Workstation im TP-Netz einer DV-Organisation zu betrachten, die insgesamt drei Aufgaben erfüllen kann:

- Online-Verarbeitung mit Anwendungen, die auf dem Host-Rechner ablaufen;

- Durchgriff auf Daten des Host-Rechners und Übertragen von Datenextrakten auf den Mikrocomputer, gegebenenfalls auch Rückübermittlung von Daten an den Host-Rechner;

- Arbeiten als autarkes Rechnersystem ohne Verbindung zum Host-Rechner.

Die Möglichkeiten des Zugriffs auf Daten, die auf der Host-Rechner-Seite gespeichert sind, werfen natürlich auch besondere Probleme des Datenschutzes auf. Wenn softwareseitig die Kommunikationsmöglichkeit grundsätzlich besteht und sich der Benutzer, wie sehr häufig der Fall, zum Spezialisten entwickelt hat, die Arbeit mit dem Rechner sozusagen zu seinem Hobby geworden ist, kann man den Zugriff auf die Daten nur sehr schwer verhindern. Noch schwieriger ist die Kontrolle darüber, ob auf den Mikrocomputer übertragene Daten mißbraucht und gegebenenfalls vom jeweiligen Benutzer auf Diskette mitgenommen wurden, um für Zwecke, die nicht im Interesse des Unternehmens liegen, Verwendung zu finden. Hier kann man allenfalls die Möglichkeiten der Chiffrierung einsetzen, die zum Teil von einzelnen Softwarepaketen bereits unterstützt werden.

Der dedizierte Einsatz von Mikrocomputern in den Fachabteilungen ist dort sinnvoll, wo sich die anstehenden Probleme mit Hilfe der auf dem Markt erhältlichen vertikal integrierten Standardprogrammpakete, die in der Regel Tabellenkalkulationen, Geschäftsgrafik, Text oder auch Datenbankverwaltung beinhalten, lösen lassen. Ist dies nicht der Fall, müssen entweder Datenbanksprachen oder Programmierung in Basic, Pascal oder Cobol eingesetzt werden. Das Problem liegt dabei weniger in der Erlernung der jeweiligen Datenbank- oder Programmiersprache, sondern mehr darin, daß die Fachabteilung DV-technisch tätig werden, das heißt die Aufgabenstellung analytisch durchdringen muß. Dies führt in der Regel zu Schwierigkeiten. Verständlicherweise ist die Fachabteilung dazu nicht bereit, und es ist letztendlich auch nicht ihre Aufgabe. Ausnahmen hierbei bilden nur hin und wieder einzelne Mitarbeiter der Fachabteilung, die sich zum Computer-Freak entwickelt haben. Bei solchen Mitarbeitern besteht die Gefahr jedoch sehr häufig darin, daß sich ihre Aktivitäten zu Spielereien auswachsen und die eigentliche Fachbereichstätigkeit notgedrungen darunter leidet.

Ein grundsätzliches Problem bei dedizierten Mikrocomputer-Anwendungen stellt die sehr individuelle und personenbezogene Vorgehensweise dar. In der Regel wird nicht, wie sonst bei zentralen DV-Entwicklungen üblich, dokumentiert. Das Wissen um die einzelnen Anwendungen liegt somit ausschließlich bei den Mitarbeitern, die sie entwickelt haben. Verläßt ein solcher Angestellter das Unternehmen ohne die Bereitschaft, seinen Nachfolger umfassend einzuarbeiten, so fängt der jeweilige Nachfolger mehr oder weniger wieder bei Null an. Möglicherweise verfolgt er dann völlig andere Lösungswege, was unter Umständen nicht zuletzt unnötigen Aufwand bedeutet. Des weiteren kann so gut wie nicht verhindert werden, daß Anwendungen, die für das Unternehmen entwickelt wurden, kopiert und anderweitig eingesetzt werden.

Der sogenannte Filetransfer sowie grundsätzlich der Anschluß an das zentrale Host-Rechner-System wird, zumindest bei lokalen Netzen, heute meistens so gelöst, daß man den Mikrocomputer wie jedes andere 3270-Terminal an die vorhandenen Lokalsteuereinheiten anschließt. Diese sind aber von Haus aus nicht auf die Anforderungen, die ein Filetransfer darstellt, ausgelegt. Das hat dann zur Folge, daß die Steuereinheiten in die Knie gehen, wenn von mehreren Rechnern gleichzeitig Filetransfer angefordert wird. Somit sind auch aus diesem Grund dem ungehinderten Einsatz von Mikrocomputern heute noch Grenzen gesetzt.

Unabhängig von den im Moment sicherlich noch bestehenden Problemen wird der Mikro mehr und mehr als intelligente Workstation an die Stelle der herkömmlichen Bildschirme treten. Diese Entwicklung ist auch seitens der Benutzer durchaus gewollt und zu begrüßen. Auch die Weiterentwicklung der Betriebssystemsoftware bei IBM ist offensichtlich von diesem Trend geprägt.