Third-Party-Unternehmen suchen neue Marktlücken:

Mikrokanal fordert Hersteller heraus

24.06.1988

MENLO PARK (CW) - IBMs Mikrokanal-Architektur fordert die Third-Party-Hersteller von Multifunktions-Platinen heraus und stellt gleichzeitig den kommenden Wachstumsmarkt der Branche dar. Dieser Ansicht sind die Verkäufer von Mutterplatinen. Sie setzen für die Zukunft auf parallele Prozeßverarbeitung.

Das Problem der Zubehör-Lieferanten: Sie stehen vor der Frage, welche neuen Funktionen sich mit dem Mikrokanal realisieren lassen, die IBM auf ihren Platinen noch nicht anbietet. Mit zusätzlichen Merkmalen wie der Eingabe/Ausgabe-Steuerung, Speichererweiterungen, Echtzeituhr und Grafik-Adaptern ist bei, den Kunden der Schrägstrich-Modelle kein. Staat mehr zu machen. Big Blues PS/2-Rechner /50, /50Z, /60 , /70 und /80 verfügen über die Merkmale, die auf den Boards der XT- und AT-Modelle noch nicht vorhanden waren. In diese Lücke sprangen bisher die Third-Party-Unternehmen. "IBM hat uns die Verkaufsargumente genommen", sagt Joe Bentzel, Vice President der Profit Systems, " aber sie gab uns den Mikrokanal" . In den meisten Fällen, so Bentzel weiter, würden die Boards der neuen Generation speziell ausgerichtete Software und Chips benötigen. Im Gegensatz zu den XT- und AT-Bussen wären bei Mikrokanal-Platinen ganz andere Möglichkeiten vorhanden. Es gäbe allerdings einen Engpaß bei entsprechenden Programmen.

Marktchancen sehen die Hersteller jedoch in der parallelen Prozeßverarbeitung. IBM hat inzwischen durchblicken lassen, daß sich die Mikrokanal-Architektur für diese Methode der Datenverarbeitung eignet. Einsatzgebiete sind hier Kontrollvorgänge in der Industrie sowie Bereiche der Bildverarbeitung und Datenanalyse. Nach Meinung des Third-Party-Unternehmens Ideassociates steckt auch der Markt der Multiuser-Systeme voller Möglichkeiten. Unixund Xenix-Anwender könnten mit paralleler Verarbeitung mehr Durchsatz erreichen.

Noch sind solche Ideen allerdings Zukunftsmusik. Die Hersteller müssen warten, bis der Mikrokanal voll ausgereift und fester Bestandteil von IBMs Unternehmensstrategie ist. "Bevor wir neue Funktionen enthüllen, will erst einmal die vorhandene Technik verdaut sein", so ein Sprecher des US-Unternehmens STB Systems.

Absatzchancen für ihre Multifunktions-Boards sehen die Unternehmen auch in Verbindung mit Big Blues Modell /70. Es ist lediglich mit drei Erweiterungsslots ausgestattet; Bausteine zum Ausbau auf bis zu 8 MB sind nur von IBM erhältlich und nicht standardmäßig konfiguriert "Hier", so hofft Dan Lucarini, Marketingchef des US-Unternehmens Tecmar, "könnten Anwender einem Add-in-Board den Vorzug geben".