Web

Microsofts letzter Zeuge war gekauft

24.06.1999

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) – Im gestrigen Kreuzverhör des Kartellverfahrens gegen Microsoft nahm Chefankläger David Boies den Zeugen Richard Schmalensee in die Mangel. Der Dekan der Sloan School of Management am Massachusetts Institute of Technology (MIT), der die Ansicht vertrat, daß Microsoft weder ein Monopol im Betriebssystemmarkt besäße noch unlauteren Wettbewerb betrieben hätte, gab zu, vom Softwareriesen Geld bekommen zu haben. Zunächst meinte er, er könnte sich an die genaue Summe nicht erinnern. Dann jedoch erklärte er, in den vergangenen sieben Jahren habe Microsoft ihm zirka 100 000 Dollar gezahlt. Später korrigierte er die Summe auf mehr als 250 000 Dollar in den letzten zwei Jahren.

Eine weitere Schlappe erlitt Schmalensee, als Boies ihm Fehler in den Statistiken nachwies, die der Dekan als Beweisstücke vorgelegt hatte. Darin hatte er nachweisen wollen, daß Netscape auch nach der Koppelung des Microsoft-Browsers an Windows einen wettbewerbsfähigen Marktanteil innegehabt habe. Letztendlich gestand Schmalensee aber, daß er weder eine Marktstudie durchgeführt, noch Zahlenprojektionen erhoben habe.