Microsofts ERP-Geschäft fehlt die Linie

24.02.2005
Von Eberhard Heins

Gefahr droht Microsoft im Mittelstandsgeschäft zudem von SAP. Den Walldorfern gelang es mit Business One zwar noch nicht, im unteren Mittelstand Fuß zu fassen, doch nach Angaben von AMR Research sind 20 Prozent der Navision-Kunden Tochtergesellschaften oder Niederlassungen von Konzernen, die Enterprise-Lösungen der Walldorfer wie R/3 oder Mysap einsetzen. Mit zunehmender Funktionalität von Business One steigen SAPs Chancen, bei dieser Klientel Navision abzulösen.

Microsoft sitzt somit in der Zwickmühle. Der Softwaregigant muss einen erheblichen Entwicklungsaufwand für redundante und konkurrierende ERP- und CRM-Pakete betreiben und dabei die jeweiligen Partner bei Laune halten, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Andererseits sind die Redmonder gezwungen, "Project Green" voranzutreiben, in dessen Rahmen auf Basis der .NET-Architektur eine neue, zukunftsfähige ERP-Suite entwickelt wird.

Die verschiedenen Baustellen gleichermaßen zu bedienen gelingt auch einem so starken Unternehmen wie Microsoft nicht immer. Produktverspätungen sprechen hier eine deutliche Sprache. Allein im Februar 2005 musste das Unternehmen zwei geplante Ankündigungen verschieben. Das neue Axapta-Release 4.0 kommt nicht im dritten Quartal dieses Jahres, sondern erst im Frühjahr 2006, und das neue Release 2.0 von Microsoft CRM verschob die Company auf Ende 2005. An der insgesamt schwierigen Situation im Bereich Business-Software wird sich für das Unternehmen so schnell nichts ändern. Bis mindestens 2013 will Microsoft nicht nur Support für seine vielen ERP-Pakete leisten, sondern diese auch weiterentwickeln. Mit dem ERP-.NET-Paket bastelt das Unternehmen zwar an einer einheitlichen Unternehmenssoftware, doch auch deren Launch steht noch in den Sternen. "Wir gehen frühestens von 2010 aus", räumt Frank Hassler, Leiter Produkt-Management bei MBS, ein. Geplant war schon mal 2008.