CW-Kolumne

Microsoft in der Defensive

22.09.2011

Windows 7 ist kaum eingeführt, da winkt Microsoft schon mit Windows 8. Interessant an der Ankündigung ist weniger die gewöhnungsbedürftige Kachel-Optik der Benutzeroberfläche als die Tatsache, dass Microsoft nun auf gravierende Veränderungen im Markt reagiert. Das weltgrößte Softwarehaus will endlich ein Stück vom Tablet-Kuchen. Während sich PCs und Notebooks nur noch schleppend verkaufen, explodiert die Nachfrage nach den Flachmännern und nach Smartphones. Davon profitieren derzeit aber nur Apple und einige Anbieter von Android-Modellen. Windows Phone 7 ist bislang chancenlos.

Eigentlich kein Grund zur Aufregung, könnte man sich bei Microsoft sagen, über 90 Prozent aller PCs werkeln heute mit Windows! Das ist richtig, aber die Frage ist, wie lange noch. Smartphones und Tablets werden als Endgeräte weiter an Bedeutung gewinnen, denn es geht im Cloud-Zeitalter immer mehr um den Zugang zum Web. Mit den aufkommenden Ultrabooks - das Vorbild ist hier das Macbook Air - kommt eine weitere Geräteklasse auf den Markt, in der Microsoft es mit Apple-Systemen und Android zu tun bekommt.

Die für den Kauf eines Endgeräts entscheidenden Faktoren haben sich verschoben. Die neuen Gadgets sind leichtgewichtig, einfach zu bedienen, schnell betriebsbereit - und sehen gut aus. Ebenso wichtig sind die Software-Ökosysteme drumherum: Wer ein iPad oder ein Android-Tablet kauft, hat Zugriff auf Abertausende Apps im Store oder Market. Microsoft hat hier viel Nachholarbeit zu leisten.

Windows 8 kommt wohl erst Ende 2012. Bis dahin werden sich auch die Wettbewerber weiterentwickeln. Der von Microsoft verfolgte Ansatz, alle Plattformen mit einem System zu bedienen, mag Vorteile haben. Fakt ist aber, dass der Software-Riese viel Ballast aus der Windows-Historie mitschleppen und dies vor dem Nutzer verbergen muss. Und ob ein User Interface, das dem erfolglosen Windows Phone 7 nachempfunden ist, den Tablet-Markt aufrollen wird, darf bezweifelt werden. Microsoft wird sich anstrengen müssen, um den Kontakt zum Endkunden nicht zu verlieren.