Bill Gates bekennt sich zu Fehlentscheidung

Microsoft gibt True-lmage zur Weiterveräußerung frei

05.07.1991

MÜNCHEN (CW) - Die von der Branche diskutierte Zukunft der Druckseiten-Beschreibungssprache "True-Image" (siehe CW Nr. 26 vom 28. Juni 1991, Seite 2) liegt wahrscheinlich in den Händen von Value-added Resellern. Die Microsoft will ihren OEM-Partnern erlauben, das Produkt zu modifizieren und ihrerseits zu vertreiben.

Nach Ansicht von Marktbeobachtern hat das Management in Redmond/Washington erkannt, daß es ein Fehler war, seine Druckersoftware-Entwicklung gegen den Quasi-Standard "Postscript" von Adobe Systems zu positionieren. Wie die IDG-Schwesterpublikation "Computerworld berichtet, räumte Microsoft-Chef Bill Gates in einem Memo ein, seinen Entwicklern unnötigerweise zuviel abverlangt zu haben: "Eine billige Ausgabe von Postscript anzubieten, erwies sich nicht nur als sehr schwierig, sondern auch als Vollkommen bedeutungslos im Hinblick auf die Unterstützung unserer anderen Technologien."

Zwar bekräftigte der Softwarekonzern nochmals, daß er das Druckersoftware-Geschäft keineswegs aufgeben werde. Die etwa 60 in diesem Bereich tätigen Mitarbeiter sollen sich künftig jedoch auf das Betriebssystem Windows konzentrieren während das Konkurrenzprodukt der im kalifornischen Mountain View niedergelassenen Adobe Systems Inc. eine Reihe von weiteren Plattformen unterstützt.

Die Adobe-Geschäfte haben unter der geplanten Konkurrenz offenbar nicht gelitten. Für das am 31. Mai beendete zweite Quartal des laufenden Geschäftsjahres meldet das Unternehmen Einnahmen in Höhe von 57 Millionen Dollar und damit ein 61prozentiges Plus gegenüber dem Vergleichsquartal 1990. Der Nettogewinn liegt bei etwas mehr als 13 Millionen Dollar und damit 68 Prozent über dem des zweiten Quartals 1990. 11 Prozent der Lizenzeinnahmen, die rund 55 Prozent des Umsatzes ausmachen, verdankt Adobe der Apple Computer Inc.