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Microsoft entdeckt das .NET

23.06.2000
Gates "erläutert" neue Internet-Strategie

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Im Rahmen seines "Forum 2000" hat Microsoft gestern offiziell angekündigt, was zuvor als Next Generation Windows Services (NGWS) durch die Presse geisterte: Mit "Microsoft.NET" will das Unternehmen die "Basis für das Internet der nächsten Generation" schaffen.

Offenbar geht es bei dem Konzept vor allem darum, Web-basierte Software-Dienstleistungen mit Anwendungen auf der Festplatte des Benutzers zu kombinieren. Technisch wird Microsoft.NET, das möglicherweise noch in Windows.NET und Office.NET aufgeteilt wird, vor allem die Extensible Markup Language (XML) nutzen. Damit wird der Browser zur zentralen Anwendung. Chief Software Architect Bill Gates bezeichnete das Internet als "Ausgangspunkt" und den Browser als "universelle Leinwand", auf der künftig die Informationslandschaft gemalt werde. Bis jetzt allerdings handelt es sich dabei vornehmlich um Marketing-Versprechen und Prototypen, denn die neuen Services sollen erst im Laufe des kommenden Jahres entstehen, eine robuste Version stellte Gates für das Jahr 2002 in Aussicht.

Die technischen Einzelheiten von Microsoft.NET blieben noch weitgehend im Dunkeln. Klar ist aber, dass Microsoft alles auf die neue Internet-Karte setzen will. Nach Angaben von Firmenchef Steve Ballmer soll in den kommenden zwei Jahren mehr als die Hälfte des geplanten F&E-Budgets von vier Milliarden Dollar in das neue Projekt fließen.

Fest steht außerdem, dass Microsoft im Zusammenhang mit seiner .NET-Strategie eine neue Programmiersprache etablieren will. Diese wurde auf "C#" (sprich: "C sharp") getauft und stellt offenbar eine Art Zwitter aus C und dem objektorientierten C++ dar. Verschiedene Experten sind der Ansicht, dass eine ganze Reihe von Eigenschaften von C Sharp sich stark an Sun Microsystems´ Java anlehnen. Microsoft will davon nichts wissen. "Dies ist keine Antwort auf Java", beteuerte der zuständige Produkt-Manager Tony Goodhew.