CW-Kolumne

Microsoft auf Irrwegen

21.04.2012
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Der schöne Spruch vom Gesetz der Serie scheint auch auf Microsoft zuzutreffen: Jedes zweite Betriebssystem des Konzerns funzt nicht richtig. Damit wäre nun also Windows 8 an der Reihe nachdem bereits Windows 98, Windows ME und Vista nicht die großen Hits bei den Anwendern waren.
CW-Redakteur Jürgen Hill
CW-Redakteur Jürgen Hill

Microsoft scheint nicht daran interessiert zu sein, das Gesetz der Serie mit Windows 8 zu brechen. Anders ist es nicht zu erklären, dass der Konzern momentan alle Verbesserungswünsche seiner Windows-User ignoriert und diese geradezu in die Arme von Apple treibt. Warum besteht der Konzern auf seinem neuen Kachel-Prinzip, das auf dem Desktop keinen Vorteil bringt? Warum kann der User seinen Rechner nicht mehr an seine Bedürfnisse anpassen, immerhin steht PC doch für "Personal Computer"? Gerade diese Freiheiten waren in der Vergangenheit ein Pluspunkt für Windows und machten es für User interessant, die sich nicht von Anbietern wie Apple alles vorschreiben lassen wollten. Jetzt also Bevormundung durch Microsoft? Für Linux auf dem Desktop könnte das die Chance sein.

Das Argument, Kacheln auf dem Desktop benötige man, um eine durchgängige "User Experience" vom Windows Phone über Tablets bis zum PC sicherzustellen, ist nicht nachvollziebar. Weder auf Smartphones noch auf ARM-Tablets wird Windows 8 groß Marktanteile gewinnen. War-um soll ein Unternehmen auf Windows-Tablets warten, wenn das neue iPad bereits verfügbar ist? Der einzige Mehrwert, den Microsoft hätte bieten können, die Administration, wurde gestrichen. Domain-Integration oder Gruppenrichtlinien? Fehlanzeige auf ARM-Tablets.

Und im Consumer-Bereich? Da killt man nach zehn Jahren Erfahrungen das bislang kostenlos integrierte Media Center als Schaltzentrale für Musik, TV und Video und will es nur noch als kostenpflichtiges Add-on der teuren Windows-8-Pro-Variante vermarkten. Angesichts dieser Entscheidung müssen in Cupertino die Champagnerkorken knallen, will doch Apple mit eigenen TV-Lösungen dieses Segment erobern.