Yahoos Personalpolitik

Marissa Mayer steht wieder in der Kritik

14.11.2013
Nachdem die Yahoo-Chefin die "Heimarbeiter" zurück ins Büro holte, zieht sie jetzt erneut die Kritik auf sich, weil sie in einem umstrittenen Verfahren Minderleister loswerden will.

Anlass für die Aufregung war laut der Online-Technologieplattform "All Things D", dass sich viele Führungskräfte in anonymen internen Foren bei Yahoo über die Personalpolitik der Konzernchefin beklagten. Mayer hatte zwar erklärt, die "Quarterly Performance Reviews" würden nicht auf sogenannten Forced Rankings basieren, ihre Angestellten bestätigen aber genau das. Angeblich wurden auf Basis dieser Reviews in den vergangenen Wochen bei Yahoo an die 600 Mitarbeiter abgebaut.

Worum geht es nun bei diesem Personalprogramm? Jedes Quartal bittet das Unternehmen um sogenannte Performance Reviews, die unter anderem "Forced Rankings" beinhalten. Dabei müssen Führungskräfte jeweils einen bestimmten Prozentsatz ihrer Mitarbeiter in vorgegebene Leistungskategorien einsortieren. Beispiel: Wäre ein Chef mit allen Mitarbeitern seiner Abteilung zufrieden, müsste er trotzdem die Schwächsten identifizieren und nach dem vorgegebenen Prozentsatz als "Minderleister" einstufen. Die Methode des "Forced Rankings" ist umstritten, weil sie Stress verursacht, dem Teamgedanken zuwieder läuft, die Motivation gefährdet und zudem die Gefahr birgt, dass auch gute Mitarbeiter gefeuert werden.

Als Mayer bei Yahoo antrat, hatte sie schon einmal eine Debatte zum Thema Personal losgetreten, indem sie Homeworker wieder dauerhaft zurück ins Office beorderte. Schon damals nutzte Microsoft die Gunst der Stunde und bezog öffentlich Stellung. Das ist auch jetzt wieder der Fall: Das weltgrößte Softwarehaus kündigte an, sich von der umstrittenen Selektionsmethode - die in amerikanischen Firmen nicht unüblich ist - zu verabschieden.

Auch Microsoft war für dieses Modell schon mehrfach kritisiert worden. Nun berichten US-Medien, dass die Redmonder Personalchefin Lisa Brummel in einem Memo an die Mitarbeiter die Abschaffung dieses Ranking-Modells verkündete, da es nicht dieTeamarbeit fördere. Man sei zu diesem Schluss gekommen, nachdem man externe Programme beurteilt und auf die vielen Ideen der Mitarbeiter eingegangen sei.

Auch Management-Guru Reinhard Sprenger wundert sich über so vielen blinden Aktionismus und erklärte auf Spiegel.de dazu: "Mayer greift mit so harter Hand durch, dass man das schon hysterisch nennen muss. Sie nimmt in Kauf, dass die besten und kreativsten Mitarbeiter das Unternehmen verlassen." (hk)