Gefragte Freiberufler

Mainframe sorgt für stabile Auftragslage

02.06.2010
Von 
Ina Hönicke ist freie Journalistin in München.
In der Finanzbranche ist der Mainframe nach wie vor erste Wahl. Vielfach indes können Jobs aufgrund mangelnden Nachwuchses nicht besetzt werden. Profiteure sind die IT-Freelancer.

Für ein System, das seit vielen Jahren totgesagt wird, ist der Mainframe erstaunlich munter. Es gibt sogar Experten, die sagen dem Großrechner mindestens weitere 20 Jahre voraus. Die positive Lage bestätigt auch Sebastian Rahm, Abteilungsleiter beim Personal-Dienstleister Hays: "Wenn es um hochverfügbare und stabile Systeme geht, kommt im Banken- und Versicherungsumfeld niemand daran vorbei." Die Mainframe-Gemeinde hat indes ein Problem: Ihr gehen allmählich die Programmierer und Wartungsfachleute aus. Denn die erfahrenen Mainframe-Profis gehen nach und nach in Rente. Doch im Gegensatz zu früher haben die Unternehmen dieses Dilemma erkannt und steuern dagegen. Mit anderen Worten: Es wird wieder verstärkt in Ausbildung investiert. So bieten deutsche Hochschulen wie Leipzig oder Tübingen entsprechende Lehrgänge an. Beide erhielten dafür von IBM einen teuren Mainframe. Berufstätige wiederum können sich bei Berufsakademien fit machen.

Sebastian Rahm, Hays: 'Großrechner-Know-how bietet auch langfristig gute Einsatzmöglichkeiten für Freiberufler.'
Sebastian Rahm, Hays: 'Großrechner-Know-how bietet auch langfristig gute Einsatzmöglichkeiten für Freiberufler.'
Foto: Sebastian Rahm

Der Hays-Experte: "Die Nachfrage nach IT-Freelancern im Großrechnerbereich ist seit Jahren stabil. Viele sind ehemalige IBMler und seit Jahrzehnten in der IT-Branche tätig." Unter den älteren und erfahrenen Freiberuflern seien etliche frühere Festangestellte, die sich "am Ende ihrer beruflichen Laufbahn" noch selbständig gemacht hätten. Nach Rahms Erfahrung muss die Nachfrage indes differenziert gesehen werden. Zum einen würden Profis für die Programmierung, die Wartung und die Administration gesucht. Zum anderen stünden auf der Prioritätenliste weit oben auch Experten, die nicht mehr hands-on arbeiten, also die reine Wartung selbst übernehmen, sondern sich beispielsweise mit der Business-Analyse auseinandersetzen. Diese Freelancer hätten einen technischen Hintergrund und würden später beispielsweise eine Kapazitätsplanung übernehmen.

"Ihr Vorteil ist, dass sie die Systeme aus dem Effeff kennen und mit der Architektur entsprechend vertraut sind", meint der Hays-Mann. Daher könnten die Externen gut einschätzen, welche Geschäftsprozesse sich auf dem jeweiligen Host abbilden lassen. Da die IT-Freiberufler bereichsübergreifend arbeiten müssten, seien nicht nur technische, sondern auch soziale Kompetenzen erforderlich. Rahm: "Die Externen müssen sich schließlich mit Kollegen befassen, die von der Client-Server-Seite und/oder von der kaufmännischen Seite kommen. Das macht die Sache nicht einfach." Vom stillen Tüftler kann seiner Meinung nach schon lange nicht mehr die Rede sein. Neben den erfahrenen IT-Profis würden sich aber auch immer mehr jüngere Freelancer für Jobs im Mainframe-Umfeld interessieren. Rahm: "Gerade die Schnittstellen-Problematik macht die Tätigkeit auch für Jüngere interessant."

Rahm erlebt daher immer wieder, dass sich freiberufliche Mainframe-Profis Java-Kenntnisse aneignen, um zu verstehen, welche Anwendungen angebunden werden. Sein Fazit: Die vielgeschmähte Dinosaurier-Welt hat einen entscheidenden Vorteil gegenüber den neuen Technologien: Sie unterliegt kaum Schwankungen und bietet IT-Freelancern langfristig gute Möglichkeiten.