Lufthansa setzt auf dezentrale Intelligenz

06.06.1975

FRANKFURT - "Um die Fülle der Aufgaben bewältigen zu können, wird es nötig sein, die EDV-Zentrale durch den Einsatz intelligenter, programmierbarer Netzknotenrechner zu entlasten", erklärte Dr. Günther Becher, Direktor der Lufthansa-Zentralbüros, auf einer Pressekonferenz in Frankfurt.

Heute lauten 10 Realtime Anwendungen im täglichen 24-Stunden-Betrieb an sieben Tagen in der Woche:

1. MES, Telegrammvermittlung (Message-Switching)

2. FIS, Flughafen-lnformations-System

3. RES, Fluggastbuchung (Reservations)

4. PCI, Fluggastabfertigung (Passenger Check-in)

5. CUL, Computer-unterstützter Unterricht Lufthansa

6. FPL, Flugwegplanung

7. OPS, Verkehrssteuerung (Operations Control)

8. DCS, Datensammelsystem für Mailing und Akquisition (Data Collecting System)

9. HTL, Hotelbuchung

10. CGO, Frachtabfertigung (Cargo Handling).

Dazu ist folgende Hardware installiert: Ein Mehrprozessor-System Univac 494 DP mit drei Zentraleinheiten sowie für die Bereiche Werftbetriebe, Material und technische Kontrolle ein System IBM/370-158 MP.

Zwei der Univac-Rechner arbeiten in einem sogenannten Master/Slave-Verhältnis ständig online und teilen sich den Realtime-Betrieb, während der dritte Prozessor als Standby-Anlage bei Ausfällen und für Test- oder Batch-Arbeiten zur Verfügung steht.

Eine Rechner/Rechner-Verbindung zwischen dem Univac-System und der IBM/370-Anlage soll jetzt mit Hilfe eines IBM/7-Systems geschaffen werden.

Des weiteren soll die 370 an das zunächst für die Univac-Anlagen konzipierte DFÜ-Netz angeschlossen werden. Dieses sternförmige Netz wurde in den letzten Jahren ständig erweitert: Heute sind neben allen Lufthansa-Büros in Deutschland nahezu alle wichtigen europäischen Hauptstädte sowie New York über 60 Fernleitungen an das Realtime-System direkt angeschlossen, insgesamt über 2000 Terminals.

Bei der Lufthansa gibt es gleichzeitig mehrere Entwicklungs-Großprojekte. Geplant sind:

1. CRS, Besatzungsinformations- und Dispositionssystem (Crew-Scheduling)

2. TIC, Automatische Flugpreisberechnung und Flugscheinausstellung (Ticketing)

3. WAB, Flugzeugabfertigung (Weight and Balance). "Mit dem Anschluß weiterer Orte, der Übernahme neuer Aufgaben und dem sich weiterentwickelnden Verkehrsaufkommen wird die Lufthansa zwangsläufig in den nächsten Jahren an die Leistungsgrenze sowohl der Zentrale als auch des Netzwerkes stoßen", sagte Dr. Becher.

Die Entscheidung über ein Nachfolgesystem dürfte innerhalb der nächsten drei Jahre fallen.