Erfolgsorientiertheit schürt unkollegiales Verhalten

Leistungsdruck: Mobbing am Arbeitsplatz ist in Mode

14.01.2008
Von pte pte
Mobbing liegt im Trend, wenn man aktuellen Studien Glauben schenkt. Vor allem der Erfolgsdruck führt dazu, dass die Scheu vor unkollegialem Verhalten abgelegt wird.

Der steigende Leistungsdruck am Arbeitsplatz wirkt sich auch auf das Verhalten zwischen Mitarbeitern aus. In den vergangenen Jahren ging die ablehnende Haltung gegen unkollegiales Verhalten am Arbeitsplatz zugunsten des eigenen Erfolges merklich zurück und liegt heute bei weniger als 50 Prozent. Dies geht aus der Zeitreihenanalyse des Marktforschungsinstituts GfK hervor, in der die Entwicklung der österreichischen Lebenswelten zwischen 1987 und 2007 untersucht wird. Die Zustimmung zu unkollegialem Verhalten ist bei Männern unter 40 Jahren besonders groß. In Deutschland beschäftigt sich eine aktuelle Studie unterdessen mit der steigenden Anzahl von Mobbing-Opfern am Arbeitsplatz.

"Wenn es um den persönlichen Erfolg geht, kann man in der Arbeit auch unkollegial sein." Diese Aussage wurde vor 20 Jahren noch von 57 Prozent der Befragten vehement abgelehnt. Bis 2007 sank diese Ablehnung jedoch um zwölf Prozentpunkte und liegt nun nur noch bei 45 Prozent. Unkollegiales Verhalten zugunsten des eigenen Erfolgs zeige sich vor allem bei drei Gruppen, erklärt Doris Kostera, Account-Managerin der Abteilung Sozialforschung bei GfK Austria, im Gespräch mit pressetext. "Dies sind selbstständige Entscheidungsträger wie Manager, Gruppen mit geringerer Schulbildung und junge Männer unter 40 Jahren, die ohnehin als erfolgsorientiert zu bezeichnen sind." Insgesamt stieg der Mittelwert der Zustimmung in den vergangenen 20 Jahren im Rahmen eines Schulnotensystems von 4,28 auf 4,02 Punkte.

Bei den weiteren Ergebnissen der Zeitreihenanalyse war der Bedeutungswandel von Arbeit hingegen signifikant, so Kostera. "Eines der wichtigsten Ergebnisse der Studie zeigt den Bedeutungsverlust von Arbeit zugunsten von Freizeit und Urlaub auf. Zugleich zeigt sich aber ein gestiegener Ehrgeiz am Arbeitsplatz. Die Befragten wollen verantwortungsvollere Tätigkeiten übernehmen, bei denen sie selbst Entscheidungen treffen können." Zudem nehme der materielle Aspekt von Arbeit zu, auch wenn die Entlohung noch nicht als zentral dominierendes Motiv angesehen werden könne, sagt Kostera.

Während in der GfK-Studie "unkollegiales Verhalten" nicht weiter definiert wurde, zeigt eine aktuelle Studie des Markt- und Sozialforschungsinstitutes IFAK auch raue Arbeitsbedingungen am deutschen Arbeitsmarkt auf. Demnach wurde bereits jeder achte Beschäftigte an seinem aktuellen Arbeitsplatz zum Mobbing-Opfer. Bei allen erwerbstätigen Deutschen über 18 Jahren wären dies insgesamt 3,8 Millionen Personen (ohne Selbstständige und mithelfende Familienangehörige). Deutliche Unterschiede zeigen sich zwischen alten und jungen Arbeitnehmern. In der Altersgruppe 50plus machten bereits 16 Prozent Erfahrung mit Mobbing, bei den 18- bis 29-Jährigen waren es nur acht Prozent. Zwischen Frauen und Männern wurden hingegen keine Unterschiede festgestellt. Innerhalb eines Teams konnte bereits jeder Dritte Mobbing bei Arbeitskollegen beobachten. (pte)