Bei der Orgatec als weltgrößter Messe für Büromöbel stehen von diesem Dienstag an in Köln Neuheiten für "offene Bürolandschaften" im Mittelpunkt. Im Trend liegen Kombibüros oder "Open Spaces", gefragt sind dafür Sitz-Steh-Arbeitsplätze und "Meeting Points" mit Stehpulten für die Schnell-Konferenz. Viele Unternehmen warten mit neuen Bürostühlen auf: Der Sitz "Crossline" verhindert dank neuer Mechanik, dass dem Manager beim Hinsetzen das Hemd aus der Hose rutscht. Der Drehstuhl "Lordo" pflegt die Wirbelsäule mit einem elastischen Rückennetz, das wirkt "wie tausende Gummibänder".

Rund 18 Millionen Menschen arbeiten laut Bundesverband Bürowirtschaft inzwischen im Büro. Kleine Einzel-"Zellen" gelten als überholt, sagt ein Sprecher der Koelnmesse einen Tag vor der Eröffnung der Fachmesse. Statt gemauerter Wände kommen mehr mobile Trennwände zum Einsatz. Eine Weltneuheit präsentiert dabei ein Hersteller aus Süddeutschland mit seinen mobilen "mood walls": "Man kann in die Wände nachträglich Technik, Licht oder Duftmaschinen einbauen", erklärt Firmensprecher Joachim Sparenberg. Je nach Einsatzort fallen die "Stimmungs-Wände" in Farbe, Material und Design unterschiedlich aus, können auch als Flip-Charts oder Projektionsfläche genutzt werden.

Um Konzentration und Kommunikation in den wieder größeren Büroeinheiten zu ermöglichen, wird das Thema Akustik immer wichtiger, wie ein schwedischer Aussteller betont. Sein Lösungsvorschlag: Frei schwebende, rund ein Quadratmeter große Platten aus hochverdichteter Glaswolle, die über den Köpfen der Büromenschen Schall aus dem Raum ziehen. Impulse sollen aber auch von Bürostühlen kommen, die die Sauerstoffzufuhr im Gehirn verbessern, oder von motivierenden Düften wie Zitrus, Kaffee, Holz oder Tabak. "Beduftung im Büro ist ein heißes Thema, das ist ganz stark im Kommen", sagt ein Anbieter.

Unter den 700 Unternehmen aus 39 Ländern, die fünf Tage lang auch Medientechnik, Licht und Raumausstattung präsentieren, preisen überraschend viele Anbieter Büromöbel zum Relaxen oder Wohlfühlen an. In Zeiten, in denen es immer schwieriger werde, neue qualifizierte Mitarbeiter zu finden, versuchen Unternehmen, mit optimaler Bürogestaltung und "weichen Faktoren" zu punkten, erklärt der Verband Büro-, Sitz- und Objektmöbel (bso). Dem Stuhl "Fit" sieht man sein Stuhl-Sein gar nicht mehr an, er erinnert eher an ein geneigt aufgestelltes Mini-Trampolin. Der "Innochair" lässt sich auch zu einem Trainingsgerät umfunktionieren und ermöglicht Dehnübungen und Sit-Ups. Zugleich kann der Büroangestellte ihn aber auch kurzerhand für ein Nickerchen zum Bett umwandeln.

Auf dem Schreibtisch der Zukunft ist die Medientechnik gleich integriert, wie die Orgatec zeigt. Ein Konferenztisch mit riesigem Multitouchscreen dient den Mitarbeitern als Info-Counter - alle dort abrufbaren digitalen Daten kann sich der Manager unterwegs auch auf sein Handy laden. Als Neuheit präsentiert ein badischer Hersteller zudem einen Hightech-Tisch, an dem der Firmenboss mittels Lichtsignal einzelne Konferenz-Teilnehmer zu ihrem Wortbeitrag auffordern kann - mit grünem Licht. Ein langatmiger Redner kann mit einem roten Signal gestoppt werden. (dpa/tc)