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L&H übernimmt Dragon Systems

28.03.2000

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der belgische Spracherkennungsspezialist Lernout & Hauspie (L&H) hat seinen schärfsten Wettbewerber, Dragon Systems, übernommen. L&H befindet sich in Kauflaune: Nur wenige Tage nach der Übernahme des US-Spezialisten für Diktiersysteme, Dictaphone (CW Infonet berichtete), schlägt das Softwarehaus aus dem belgischen Ieper erneut zu. Mit der Akquisition von Dragon Systems schluckt L&H seinen jahrelangen Konkurrenten und den Pionier im Bereich der PC-gestützten Spracherkennung.

Im Rahmen der Übernahme gehen sämtliche ausstehenden Aktien von Dragon für rund 5,45 Millionen L&H-Anteilscheine in den Besitz der Belgier über. Der Zeitpunkt kommt offensichtlich nicht von ungefähr: Im Fiskaljahr 1999 musste Dragon bei einem Umsatz von etwa 60 Millionen Dollar knapp 22 Millionen Dollar Verlust hinnehmen.

Durch die Akquisition erhält L&H nicht nur Zugriff auf die rund 35 Patente und Technologien Dragons - der Anbieter hatte 1997 als erster Hersteller mit "Naturally Speaking" ein Produkt für die kontinuierliche Spracherkennung angeboten -, sondern erweitert darüber hinaus seinen Kundenstamm erheblich: Zu den Klienten der US-Company aus Newton, Massachusetts, gehörten klingende Namen wie die Bank of America, Boeing, Citibank, Deutsche Bank, Kaiser Permanente oder Peugeot.

Klare Pläne hat L&H offensichtlich, was die technologische Zukunft nach den Übernahmeformalitäten bringen soll. So wollen sich die Belgier nun auf die laut L&H "explodierenden Märkte" wie Handhelds und andere Mobilgeräte sowie Internet, WAP und Data-Mining-Lösungen konzentrieren. Nach der Akquisition Dragons bleibt dem europäischen Unternehmen, an den sich Microsoft im Herbst 1997 mit 45 Millionen Dollar beteiligt hat, mit der IBM und "Viavoice" nur noch ein ernst zu nehmender Wettbewerber.