Wiederverwendbarkeit soll einfacher werden

Kobra forscht an Integration von Komponenten

25.06.1999
MÜNCHEN (CW) - Entwickler von Komponenten für Anwendungssoftware haben bislang noch wenig Perspektiven, einmal geschriebene Programmbestandteile ohne größeren Aufwand wiederzuverwenden. Das Forschungsprojekt "Kobra" soll hier Abhilfe schaffen.

Kobra wurde von der Softlab GmbH initiiert und soll zu einem Framework führen, in das kleinere Softwarehäuser ihre branchen- oder aufgabenspezifischen Bausteine einklinken können. Neben dem Münchner Systemhaus ist der Berliner ERP-Anbieter PSI an dem Projekt beteiligt sowie die Forschungseinrichtung First der GMD und das Institut für Experimentelles Software Engineering der Fraunhofer-Gesellschaft. Alle vier sind der Auffassung, daß die angestrebte Wiederverwendbarkeit von Softwarekomponenten bisher nur unbefriedigend erreicht wurde.

Unter dem mit Kobra avisierten domänenspezifischen Framework versteht Günter Merbeth, technischer Direktor bei Softlab, unterschiedliche Modelle, wie sich Komponenten je nach Anwendungszweck verwalten lassen. Die von der Applikationsseite kommende PSI soll dazu unter anderem ihr Know-how aus dem San-Francisco-Projekt einbringen, einem von IBM forcierten Framework zur Kopplung von ERP-Komponenten verschiedener Hersteller. Es wird allerdings keine San-Francisco-Technik in das Projekt einfließen. Statt dessen setzt man bei Kobra in weiten Teilen auf Microsofts Distributed Component Object Model (DCOM) sowie auf die Objektorientierung von Java - die Programmierung der Komponenten-Management-Methoden selbst soll in Java erfolgen.

Laut GMD profitieren von Kobra in erster Linie die Entwickler. Während von Softlab die Infrastruktur samt Repository-Technik (Enabler) kommt und PSI das Applikations-Know-how einbringt, entwickeln die Institute eine Arbeitsumgebung, die eine individuelle Zusammenstellung der Komponenten für spezielle Anwendungsfälle erlaubt. Letztlich werde der Entwicklungsprozeß beschleunigt, sei es die Konfiguration der Standardumgebung selbst oder deren Veredelung durch Komponenten von Drittanbietern.

Inwieweit sich die vom Bundesforschungsministerium geförderten Kobra-Ergebnisse etwa in Form eines Komponenten-Managers auch außerhalb der ERP-Plattform Psipenta verwenden lassen, ist im Detail noch nicht geklärt. Die Fraunhofer-Gesellschaft erklärt dazu, daß die unabhängige Nutzung einiger Resultate im Anschluß des Projekts vorgesehen ist.